20. Juni, 84 km, 1399 Höhenmeter

Noch ein kleiner Nachtrag zu gestern. In meiner Unterkunft in Pallare war am Abend eine Feier. Dazu wurde ein mehrgängiges Menü zubereitet, an dem ich mich beteiligen durfte. Es ging quer durch die italienische Küche, von Linsensalat über Gemüsebällchen und Antipasti auf Beefsteak bis zu Obst zum Abschluss. Das Ganze für gerade mal 17 €. Die Feier war zum Glück auch um 23:00 Uhr vorüber, so dass ich ruhig schlafen konnte. Die beiden Wirtsleute waren sehr freundlich, aber ansonsten war die Unterkunft nicht besonderes erwähnenswert. Aber der Preis stimmte: 48 € mit Frühstück.

Am anderen Morgen ging es dann wieder um 08:00 Uhr los. Der Tag begann Klasse, hatte aber ein nicht so tolles Ende. Aber der Reihe nach.

Fahrt durch die Ligurischen Alpen

Mit der Fahrt heute verließ ich den Apennin endgültig und durchquerte die Ligurischen Alpen. Der höchste Berg der Ligurischen Alpen ist der Punta Marguareis mit 2.651 m, der aber mehr im Westen meiner Strecke und schon knapp in Frankreich liegt. So hoch waren die Berge entlang meiner Strecke nicht. Sie brachten es auf gut 1.300 m. Entsprechend ging es für mich von ca. 400 Höhenmeter auf knapp 1.000 Höhenmeter hoch.


Lange Steigung

Es war eine sehr schöne Fahrt, noch kühl und fast keine Fahrzeuge. Auf dem Weg zur Passhöhe begegneten mir ein Auto, ein Lieferwagen und ein Motorrad. Der Weg ging vor allem durch Wälder, die ab und zu den Blick auf die Ligurischen Alpen freigaben.

Auf der Passhöhe wehte ein kühler Wind, Wolkenfetzen zogen über den Kamm. Zur Abfahrt zog ich daher lieber eine dünne Windjacke an.


Wolkenfetzen über der Passhöhe

Dann ging es hinunter – 1000 Höhenmeter bergab, von der Passhöhe bis zum Mittelmeer bei Pietra Ligure. Unterwegs boten sich spektakuläre Ansichten von den Ligurischen Alpen und den vielen kleinen Orten, die zum Teil abenteuerlich in die Berge gebaut sind. Ich habe von der Abfahrt einige Bilder gemacht, die Ihr hier seht. Aber diese Bilder können die atemberaubenden Ausblicke nicht wirklich wiedergeben.


Bardion Vecchio (1)


Bardion Vecchio (2)

Das Mittelmeer konnte man schon aus großer Höhe vermuten. Es war noch sehr dunstig, so dass man zwar Pietra Ligure sehr gut, aber das dahinterliegende Meer nur erahnen konnte. Bald wurde es aber deutlicher, und endlich war das Blau des Meeres nicht mehr zu übersehen.


Erster Blick auf das Mittelmeer

Am Mittelmeer

Die Strecke ging ab Pietra Ligure bis Imperia am Mittelmeer entlang und bot zum Teil sehr schöne Ausblicke, zum Teil aber nur den Blick auf abertausende Sonnenschirme und Liegestühle links des Weges. Fast war es wie an der Adria, nur die Ligurischen Alpen rechts des Weges und die Tatsache, dass es nicht selten Kiesstrände waren, zeigten ein anderes Bild. Vom Weg her musste ich zum Teil auf der Hauptstraße fahren, die aber nicht besonders befahren war, zum Teil konnte ich auf andere Wege ausweichen, gerade wenn ich mir das eine oder andere Örtchen anschauen wollte.


Mittelmeer bei Loano

Alassio

Im bekannten Badeort Alassio schaute ich mich etwas näher um und schob mein Gespann durch die engen Gässchen oder entlang der schmalen Strandpromenade. Wenn man von den vielen Sonnenschirmen und Liegestühlen am Strand absieht – außer wenn man es mag, gibt es ja auch – dann hat mir Alassio gut gefallen. Lohnt sich, dort ein wenig zu verweilen. Ich verlängerte meine Pause und aß in einem Strandrestaurant eine Pizza Frutti di Mare mit Salat, bevor ich weiterfuhr.

Hier einige Bilder aus Alassio.

Die Hauptstraße stieg nach Alassio in einem Bogen leicht an und bot einen tollen Blick über die Bucht von Alassio. Im leichten Auf und Ab ging es weiter, mit tollen Ausblicken von oben und Ortsdurchfahren unten. Schließlich erreichte ich Imperia, das ich mir zumindest heute nicht ansehen wollte. Es war inzwischen heiß geworden, und da wollte ich zur Unterkunft.


Blick auf Alassio von der Straße nach Imperia aus

Imperia

Stress zum Tagesabschluss

Die Unterkunft lag etwas im Hinterland, also ging es noch einmal den Berg hinauf. Aber – der Radweg, denn ich mir bei Outdooractive rausgesucht hatte, war fehlerbehaftet. Er enthielt eine Treppe mit mindestens 20 Stufen. Also musste ich einen Umweg fahren, und der ging fröhlich auf und ab. Die Wege lagen dabei so eng zusammen, dass sie vom Navi zum Teil nicht auseinandergehalten werden konnten und ich zweimal falsch fuhr. Endlich hatte ich die Zielstraße erreicht, aber wo war die Unterkunft? Es ging noch einmal sehr steil hinab, aber ob da unten wirklich die Unterkunft lag wusste ich nicht. Also fragte ich eine Frau und zwei Jugendliche, die vor einem Haus am Wegrand standen. Sie kannten die Unterkunft nicht, aber wo das Haus mit der Hausnummer war, wussten sie. Sie gaben mir zu verstehen, dass ich tatsächlich den steilen Berg hinunterfahren musste. Endlich kam ich an dem Haus an – aber niemand war da, und auch kein Name, dass auf eine Unterkunft hinwies. Stattdessen ein Vorhängeschloss am Gartentor.

Ich klingelte – auch bei den Nachbaren. Nichts. Ich rief den Vermieter, Mark, und eine zweite Kontaktperson, Sharon, an – keine Antwort. Also las ich die vielen Mails noch einmal durch, die mir Mark in schlechtem Englisch geschrieben hatte. Ich entdeckte einen Hinweis, dass das Vorhängeschloss über eine Code geöffnet werden konnte und den Schlüssel für das Gartentor enthielt. Der Schlüssel für die Unterkunft – ein Appartement – sollte dann unter der Fußmatte liegen. So war es dann auch, und ich konnte das Appartement betreten. Dabei handelte es sich um die Privatwohnung von Mark, der aktuell verreist ist. Die Einrichtung ist nicht jedermanns Geschmack. Aber egal, erst mal unter die Dusche. Doch die war kaputt. Nichts zu machen. Es steckte zwar provisorisch eine Schraube in der Duscharmatur, aber deren Sinn erschloss sich mir nicht. Auch mit dem Schweizermesser bekam ich das Ding nicht zum Laufen. 80 km in der Hitze geradelt, und dann nur Waschen am Waschbecken – es gibt Schöneres. Zweites Problem: es gab keinen Hinweis auf das WLAN, das in der Beschreibung versprochen wurde. Ein Anruf bei Mark und bei Sharon war wieder erfolglos. Auf Whatsapps wurde bis jetzt nicht geantwortet.

Nach zwei Stunden antwortete Sharon und kam dann auch selbst vorbei. Sie konnte die Dusche in Betrieb nehmen, denn sie kannte die Tüftelei von Mark. Auch den WLAN-Router konnte sie hervorkramen. Und nachdem ich das zugehörige Stromkabel entdeckt hatte, konnte auch das WLAN in Betrieb genommen werden.

Ich will mit etwas Positivem enden. Im Garten gibt es Zitronen, und in der Küche eine Saftpresse. So kann ich das Wasser anreichern. Und der Blick hinunter bis zum Meer ist gigantisch und zeigt, welche Höhe ich zum Schluss noch erklimmen musste.


Blick von meinem Appartement auf Porto Maurizio und das Mittelmeer

Link zur Karte der Strecke

 

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  1. Mein Gott Konrad, was für ein Tag! Am Ende haben sich doch noch alle Schwierigkeiten aufgelöst, welch ein Glück !
    Hoffentlich wird es morgen für dich leichter !
    Liebe Grüße
    Angelika

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