Ankunft

07. August 2022, 86 km, 376 Höhenmeter: Von Aachen nach Bornheim

Nach über drei Monaten war es heute so weit: Meine Tour ging zu Ende, die letzte Etappe lag vor mir. Ich konnte es mir noch gar nicht so richtig vorstellen, dass ich morgen nicht mehr meine Hänger packen und weiterradeln würde. Entsprechend ging ich die letzte Etappe mit einem lachenden und einen weinenden Auge an.

Detaillierte Reisebeschreibung:

Die letzte Nacht in einem Hotel war noch einmal recht angenehm. Ich wollte schon früh los, packte ein letzte Mal meine Sachen zusammen und war der Erste im Frühstücksraum. Das Gespann hatte ich schon komplett vorbereitet, so dass ich mich gleich nach dem Frühstück auf die Piste machen konnte. 

Das Wetter sah sehr gut aus für diese letzte Etappe. Es war Sonntagmorgen, und entsprechend war noch sehr wenig Verkehr. Ich begegnete nur vereinzelten morgendlichen Fahrradfahrern und Leuten, die schon ihre Hunde ausführten. Ich passierte Aachen im Südosten und Stolberg im Nordosten. Dann ging es durch Eschweiler hindurch. Der Fahrradweg am Rand der Straße war sehr, sehr schlecht, und da die Straße selbst breit und um diese Tageszeit unbefahren war, entschloss ich mich, auf der Straße zu fahren. Ein einziges Auto fuhr an mir vorbei. Der Fahrer schien ein Pedant zu sein, denn er meinte mich maßregelnd anhupen zu müssen. Ist ja auch eine Frechheit, am Sonntagmorgen mit dem Fahrrad auf einer völlig leeren, breiten Straße zu fahren. 

Weiter ging es durch Weisweiler und Düren. Während die Strecke von Aachen bis Düren vor allem durch Ortschaften ging, ist die Gegend ab Düren bis Bornheim vor allem landwirtschaftlich geprägt. Mir war diese Landschaft schon wieder sehr vertraut, bin ich hier doch öfters zu Halbtages- und Tagestouren unterwegs.

Felder bei Nörvenich
Felder bei Nörvenich

Ich passierte Nörvenich im Norden, passierte Erftstadt und bog nach Süden ab, um ein Stück auf dem Erftradweg zu fahren. Erfstadt und die Erft waren einer der tragischen Schauplätze der Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021. Die Spuren waren im August 2022 nach wie vor zu sehen und werden wohl noch länger zu sehen sein. 

Nördlich von Weilerswist ging es wieder mehr in Ostrichtung weiter. Ich näherte mich Bornheim. Nun war ich endgültig in meinem „Fahrradrevier angekommen. Die ersten Wegweiser nach Bornheim und speziell nach Bornheim-Rösberg tauchten auf.

Kurz vor Bornheim
Felder westlich von Bornheim Rösberg

Von Rösberg aus fuhr ich oberhalb der Bornheimer Ortsteile Waldorf und Brenig entlang bis zum Golfplatz Römerhof und dann in Richtung Roisdorf, wo ich wohnte. Es ging an einem spannenden Gutshof vorbei, in dem Kamele und Lamas auf großen Wiesen gehalten werden, dann ein Stück durch den Kottenforst, und zum Schluss hinaus aus dem Kottenforst an den Rand des Vorgebirges. Das Vorgebirge, auch Villehang genannt, darf man sich nun nicht als echtes Gebirge vorstellen. Es ist vielmehr ein Höhenzug, der sich bis zu 150 m (165 m über NN) östlich an der Kölner Bucht von Köln nach Bonn erstreckt. 

Blick über Bornheim Roisdorf und Bonn zum Siebengebirge
Blick vom Vorgebirge über Bonn zum Siebengebirge

Die Schussgasse hinab nach Hause
Blick vom Vorgebirge in die Kölner Bucht

Ich hielt noch einmal kurz inne, um mich von meiner Tour zu verabschieden. Es waren noch ein paar Hundert Meter bis nach Hause. Dann setzte ich mein Gespann in Bewegung und rollte das Vorgebirge hinab. 

Kurz vor zu Hause machte ich noch einen kleinen Schlenker nach rechts, um dann in meine Wohnstraße einzubiegen. Nun erlebte ich Überraschendes. Meine Frau hatte ca. 20 bis 30 Freunde und Nachbarn zusammengetrommelt, die mich mit Fahnen und Straßenmarkierungen begrüßten. Allerdings – sie erwarteten mich von unten und nicht von oben. Entsprechend war der Weg von der Kölner Buch nach oben und nicht vom Vorgebirge nach unten vorbereitet. Da kann man jedoch schnell Abhilfe schaffen. Ich fuhr noch einmal eine Schleife und kam dann den „richtigen“ Wirtschaftsweg hochgeradelt. 

Die letzten 200 m und ein letzter Anstieg

Noch 100 m bis nach Hause
Die letzte 100 m

Der Empfang mit bayerischen Fähnchen war großartig und hat mich tief berührt. Meine Frau, die einen wichtigen Anteil an der Tour hatte, hatte sie doch bis auf den gemeinsamen Urlaub im Tessin über drei Monate auf mich verzichtet und mich doch zu der Tour ermutigt, hängte mir einen selbstgebastelten „Finisher“-Orden um den Hals und umarmte mich auf das Herzlichste. In der Garage, über der in großen Buchstaben das Wort „Ziel“ angebracht war, waren Getränke bereitgestellt, was angesichts der Hitze sehr hilfreich war. Aus meinem Büro war ein Flipchart geholt worden, auf dem mich ein „Herzliches Willkommen“ begrüßte. 

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die mir diesen wunderschönen und ergreifenden Empfang bereitet hatten. 

Bilder von der Ankunft

Ankunft

Ankunft

Empfang mit bayerischen Fähnchen

Zu Hause

Endlich wieder bei meiner Frau

Ende einer Fahrradtour

Die Finisher-Medaille

Abschluss der Radreise

Nach dem Empfang setzen wir uns noch mit einigen Freund und Nachbarn in den Garten, um meine Ankunft weiterzufeiern. Ich war in einer etwas surrealen Stimmung. Da fährt man über drei Monate lang in 77 Etappe fast 7.000 km durch Europa, und jetzt ist alles vorbei. Bei aller Freude, wieder zu Hause bei meiner Frau zu sein, stellte sich doch auch eine große Leere ein, die noch einige Tage andauern sollte. 

Ob ich so eine große Tour wohl noch einmal unternehmen werden? Wer den Blog verfolgt hat wird wissen, dass ich ursprünglich 16.000 km in 6 Monaten vorgehabt und aus verschiedenen Gründen dann doch gekürzt habe. So fehlen die Fahrten nach Schottland und Irland sowie nach Spanien und Portugal. Es wird also irgendwann weitergehen. 

No responses yet

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert