26. Juli 2022, 68 km, 1267 Höhenmeter: Von Plymouth nach Dunchideock

Mein E-Bike oder besser Pedelec hat eine Schiebehilfe. Wenn es mal sehr steil wird, unterstützt mich diese Schiebehilfe dabei, mein Gespann zu schieben. Während den bisherigen fast drei Monate meiner Tour habe ich diese Schiebehilfe trotz Alpen, Toskana, Provence und Massif Central nur zwei- oder dreimal benötigt. Im Süden Großbritanniens und hier vor allem östlich von Plymouth sind die Berge nicht sehr hoch, selten musste ich mehr als 200 Höhenmeter am Stück überwinden – aber zum Teil sehr steil. Entsprechend musste ich heute die Schiebehilfe 10 x (!) bemühen. Dazu gleich mehr. 

Detaillierte Reisebeschreibung: 

Nach einer angenehmen Nacht und einem guten Frühstück holte ich den Hänger aus dem Zimmer, befestigte ihn am Fahrrad und machte mich auf den Weg. Zunächst ging es aus Plymouth hinaus und durch einen Vorort namens Plymton hindurch. Am Ende von Plymton kam der erste Anstieg. Er war noch recht harmlos. Der Weg führte mich an einer Autobahn entlang in den nächsten größeren Ort, Ivybridge. Hier wollte ich versuchen, einen Stromadapter zu kaufen. Die deutschen Stecker passen in Großbritannien nicht. Das wusste ich zwar, hatte aber nicht daran gedacht.

Im ersten Elektroladen wurde ich von einer Frau im mittleren Alter sehr freundlich empfangen. „Hello, darling, how are you today?“ Darling? Das heißt doch Liebling oder Schatz. Ich war etwas irritiert. „How can I help you, darling?“ Es schien wohl eine Angewohnheit der Dame sein, jeden Satz mit Darling zu garnieren. Ich äußerte mein Anliegen. „I am so sorry, Darling, we are sold out as it is holiday season. But 200 yards up the street there is another shop where you may get one, darling.“ Ich bedankte mich für den Tipp und verließ mit einem höflichen „Goodbye, and have a great day.“ ohne Darling anzufügen den Laden. Ein fröhliches „Have a good trip, darling.“ schallte es mir nach.

Etwa 100 m weiter fand ich tatsächlich den genannten Laden, konnte den Adapter kaufen und meinen Weg fortsetzen.

Nach Ivybridge ging der Weg am südlichen Rand des Nationalparks Dartmoor entlang. Es begannen die Straßen, die mich unwillkürlich an „Harry Potter und der Feuerkelch“ erinnerten. Dort gibt es auch eine Szene, wo die Protagonisten durch ein grünes Labyrinth irren. So ähnlich war es hier – links eine grüne Wand, rechts eine grüne Wand, und das über viele Kilometer. Dazu waren die Straßen so eng, dass zwei Autos nur mit mühe aneinander vorbeikamen. Als Radfahrer war es da deutlich einfacher. Und der Linksverkehr? Machte mir keine Probleme.


Straße im Nationalpark Dartmoor

Nun begannen aber auch die schon angesprochenen Steigungen. Streckenmäßig waren sie nie besonderes lang, mal 50 m, mal 100 m, mal 200 m, mehr nicht. Aber dafür so steil, dass es im Sattel nicht zu machen war. Mit der Schiebehilfe ging es jedoch relativ gut, trotz des Gewichts im Hänger. So war die Fahrt landschaftlich sehr schön, aber auch eine echte Herausforderung. Manchmal konnte ich einen Fluch doch nicht ganz unterdrücken, wenn ich mal nach 100 m prustenden Schiebens eine Straßenbiegung erreichte und sah, dass es noch einmal 100 m so weiter ging. Ich glaube, ohne E-Unterstützung hätte ich Fahrrad und Hänger getrennt hochzerren müssen.

Nach etwa 30 km ging es in ein Tal hinab, wo der Ort Buckfastleigh liegt. Buchfastleigh ist eine kleine Gemeinde mit ca. 3.500 Einwohner, die an und für sich nichts besonderes bietet, außer dass sie so richtig englisch aussieht – so wie man es sich vorstellt, wenn man im Englischunterricht in der Schule etwas über England lernt.


Buckfastleigh


Buckfastleigh

Nach Buckfastleigh ging es etwas tiefer in den Nationalpark Dartmoor hinein. Der Weg blieb ein fröhliches Auf und Ab, teilweise mit Schieben, und immer wieder mal längere „Harry-Potter-Strecken“ mit dichtem Grün links und rechts. Gelegentlich passierte ich Bauernhöfe, die vor allem von Viehzucht (Rind und Schaf) lebten und herrliche Namen hatten wie Bagtor House, etc.


Bauernhof „Bagtor House“


Bagtor House, Mitglied der Dartmoor Farmers Association

Am späteren Nachmittag verließ ich den Nationalpark Dartmoor wieder und fuhr in Richtung Exeter. Noch zweimal musste ich in Täler abfahren, aus denen jeweils streckenweise sehr steile Wege wieder herausführten. Schließlich erreichte ich mein heutiges Ziel, das Best Western Lord Haldon Country Hotel. Es liegt außerhalb von Dunchideock auf einer Anhöhe, so dass man einen wunderbaren Blick über die Landschaft hat. Mein Zimmer war sehr groß und geräumig mit einer guten Internetverbindung, so dass ich zuerst ein Webinar durchführte, E-Mails beantwortete und an der Erstellung eines E-Learnings weiterarbeitete. Bei einem Pint auf der Terrasse und später einem Abendessen im Restaurant ließ ich den Tag ausklingen. 

05 - Best Western Lord Haldon Country Hotel
Best Western Lord Haldon Country Hotel


Best Western Lord Haldon Country Hotel

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