24. Juli, 69 km, 795 Höhenmeter: Brasparts – Roscoff

Von Brasparts nach Roscoff – durch ein Waldbrandgebiet im Parc naturel régional d’Armorique in der Bretagne

Am Morgen beim Frühstück teilte mir der Gastgeber mit, dass es zwischen Brasparts und Roscoff einen großen Waldbrand gegeben hätte. Genaues wusste er nicht, aber die Strecke von Brasparts nach Roscoff sei vermutlich gesperrt. Das würde einen Umweg von ca. 30 km bedeuten. Ich entschloss mich, einfach mal loszufahren und zu schauen, was wirklich Sache ist.

Detaillierte Reisebeschreibung: 

So radelte ich aus Brasparts hinaus und tiefer hinein in den Parc naturel régional d’Armorique. Der Weg stieg langsam an und gab wunderschöne Blicke frei auf die Hügellandschaft der Bretagne. Alles war ruhig, kaum Verkehr.

Blick über den Parc naturel régional d'Armorique
Blick über den Parc naturel régional d’Armorique

Nach etwa 15 km – von einem Waldbrandgebiet noch immer keine Spur – kam ein Gesperrtschild. Ich fuhr weiter. Nach 3 km roch es plötzlich nach Brand, und bald darauf boten sich mir sehr bizarre Bilder. Zunächst war alles links der Straße verkohlt, bald darauf verbrannt. Rechts war noch alles grün, wie wenn der Waldbrand die Straße nicht hätte überwinden können. Ab und zu kamen kleine Häuschen mit grünen Bäumen, aber in 5 m Entfernung um die Häuschen war alles verkohlt. Bald war auch rechts der Straße alles verkohlt, aber interessanter Weise gab es immer auch grüne Sträucher zwischen den verkohlten Pflanzen. Dann öffnete sich das Waldstück. Es bot sich ein apokalyptischer Anblick. Links und rechts der Straße war alles verbrannt – bis auf einen Streifen von Farnen, die nach wie vor in schönstem Grün leuchteten. Zwei Meter weiter gab es nichts mehr. Links in etwa zwei Kilometer Entfernung war ein völlig verbrannter Hügel, auf dem die Feuerwehr ihren zentralen Stützpunkt aufgeschlagen hatte. Ich blieb stehen und lies das Ganze auf mich wirken. Neben mir hielten Franzosen an, ebenfalls auf dem Fahrrad. Es waren Einheimische, die völlig erschüttert vor der verbrannten Natur standen. Sie sagten mir, dass es eine sehr große Zerstörung sei. Eine Fläche von etwa 5 km auf 15 km wäre verbrannt. Aber zum Glück wären keine Orte und keine Menschen betroffen.

Waldbrandgebiet im Parc naturel régional d'ArmoriqueBeginn des Waldbrandgebiets im Parc naturel régional d’Armorique

Der höllische Anblick wurde verstärkt durch Rauch, der aus dem Boden aufstieg. Unter der Oberfläche kokelte der Torf. Die Feuerwehr fürchtet ein neues Aufflammen der Brände, wenn der Wind stärker werden sollte. Das war für den Nachmittag zu erwarten. Jetzt am Vormittag war es unkritisch, auch wenn der aufsteigende Rauch schon sehr bedrohlich aussah. Mir wurde zu verstehen gegeben, dass ich noch ca. 3 km durch das Brandgebiet fahren musste, bevor es wieder grün wird.

Waldbrandgebiet im Parc naturel régional d'Armorique

Waldbrandgebiet im Parc naturel régional d'Armorique

Waldbrandgebiet im Parc naturel régional d'Armorique

Waldbrandgebiet im Parc naturel régional d'Armorique

Waldbrandgebiet im Parc naturel régional d'Armorique Waldbrandgebiet im Parc naturel régional d'Armorique

Ich entschloss mich, loszuradeln. Diese 3 km hatten es in sich. Es war wie eine Fahrt durch den Vorhof der Hölle. Links und rechts gab es nichts mehr außer verbrannter Natur. Alles war schwarz. Und überall stiegen kleine Rauchwolken aus dem Boden auf. Es war sehr beruhigend, dass man immer die Feuerwehr auf dem Hügel im Blick hatte. Ich ging davon aus, dass sie mich ebenfalls im Blick hatte.

Die 3 km kamen mir sehr lang vor. Aber endlich sah ich wieder einen Streifen Grün. Ich musste nach links abbiegen und erlebte wieder das Phänomen, dass links alles verbrannt und rechts alles grün war. Bald erreichte ich einen Ort, der nur ca. 300 m entfernt war vom Brand. Was mag in den Menschen vorgegangen sein, als in so kurzer Entfernung von ihrer Heimat die Feuerwand stand?

Ich durchfuhr den Ort und hatte damit den Brand hinter mir gelassen. Doch die Bilder hatten sich eingeprägt und beschäftigten mich noch lange.

Der Weg führte mich im Wesen an Morlaix vorbei. Bald erreichte ich das Flüsschen La Penzé. Je näher ich dem Meer kam, um so breiter wurde die La Penzé. Es war auch unschwer zu erkennen, dass hier bereits die Gezeiten bei der Formung des Flusses mitmischten. Im Augenblick war Ebbe, und so tümpelt eine recht schmales Rinnsal in einem sehr breiten Flussbett vor sich hin.

Fluss La Penzé bei Plouénan
Fluss La Penzé bei Plouénan

Fluss La Penzé bei Plouénan
Fluss La Penzé bei Plouénan

Küste des Atlantiks am Eingang zum Ärmelkanal
Küste des Atlantiks am Eingang zum Ärmelkanal

Bei Saint-Yves verbreiterte sich das Tal der La Penzé zu einer Bucht und ging fast fließend ins Meer über. Damit hatte ich Frankreich von Südosten nach Nordwesten durchquert. Der Weg verließ noch einmal das Meer und führte parallel zur Küste weiter nach Norden. Ich passierte Saint-Paul-de-Léon und erreichte am frühen Nachmittag Roscoff, das Ziel des heutigen Tages und mein Endpunkt in Frankreich.

Saint-Paul-de-Léon
Saint-Paul-de-Léon

Roscoff
Roscoff

Ich kannte das Städtchen schon von einem früheren Aufenthalt und fand es damals besonders schön. Es hat bereits einen englischen Einschlag und ist trotz Tourismus recht gemütlich. Im Hafen ankern zahlreiche Fischerboote, die bei Ebbe auf dem Grund liegen. Regelmäßig geht ein Fährboot hinüber zu vorgelagerte Île de Batz. Auf einem langen Steg, der am Ende im Wasser versinkt, kann man ca. 200 m hinauslaufen auf das Wasser und hat so einen wunderbaren Überblick über den Ort einerseits und hinüber zur Île de Batz andererseits.

Ich hatte noch etwas Zeit, bevor ich das Hotel beziehen konnte. So fuhr ich mit meinem Gespann durch den Ort, ging in einem Restaurant am Hafen zum Essen und fuhr zum außerhalb liegenden Fährhafen, um zu schauen, wo ich morgen hinmusste für die Überfahrt nach England.

Roscoff

Roscoff Roscoff Roscoff Roscoff Roscoff Roscoff Roscoff Roscoff

Nachdem ich mein Hotel bezogen hatte, ging ich noch lange in Roscoff spazieren, bevor ich mich nach einem denkwürdigen Tag schlafen legte.

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