21. Juli, 89 km, 279 Höhenmeter: Brech – Pont Aven

Heute war es morgens ziemlich bewölkt, aber dennoch sehr warm. Später zeigte sich wieder der blaue Himmel. Die Fahrt nach Pont Aven ging gemütlich los, sollte aber noch eine echte Anstrengung und ein nettes Déjà-vu bereithalten. 

Detaillierte Reisebeschreibung: 

Von Brech nach Ploemeur

Zunächst ging es in westliche Richtung nach Lorient, das ich nach ca. 40 km erreichte. Am Ortseingang verfuhr ich mich trotz Navi und landete in einem Industriegebiet, das ich durch eine kühne Fahrt entgegen einer Einbahnstraße wieder verlassen konnte. In Lorient hielt ich mich nicht auf, sondern fuhr weiter in Richtung Atlantik, den ich südlich von Ploemeur erreichte. Ich machte Rast und schaute mich etwas um. Trotz Urlaubszeit war es nicht überlaufen. Die Straßencafés und Straßenrestaurants waren gut gefüllt, aber es gab immer noch zahlreiche Plätze.


Atlantik südlich von Ploemeur


Leuchtturm südlich von Ploemeur


Atlantik südlich von Ploemeur

Nach der Pause ging es weiter immer an der Küste entlang mit phantastischen Ausblicken und karger, windgebeutelter Natur. Mit dem Fahrrad ist es gigantisch, denn die Radwege gehen sehr nahe an Meer und Klippen entlang, so dass ich immer wieder stehenblieb und die Landschaft aufsaugte.

Fluchend und schimpfend den Berg hinauf

Später erreichte ich den Fluss L’Ellé und wollte mit einer Fähre nach Port du Pouldu übersetzen. Allerdings – die Fähre gab es nicht mehr. Kein Problem, 5 km nördlich gab es eine Brücke. Ich entschloss mich, nicht die Straße, sondern einen Pfad zu nehmen. Und so begann ein kleines Abenteuer. Kurz vor dem Dorf Beg Nénez führt der Pfad kaum befahrbar steil hinab zu einem Seitenarm der L’Ellé. Ob es einen Übergang über den Seitenarm gab war unklar. Ich fürchtete schon, dass ich den steilen Pfad wieder zurück musste. Doch erfreut konnte ich feststellen, dass ein kleiner Damm über den Seitenarm führte. Auf der anderen Seite lag eine kleine Mühle, die Moulin de Beg Nénez, an welcher der Weg rechts vorbeiführte. Alles in Butter? Mitnichten. Auf der anderen Seite führte ein Weg nach oben, der zwar kürzer, aber viel steiler war als der Weg hinab. Und die Straße zur Mühle war gesperrt.


Damm über einen Seitenarm der L’Ellé


Moulin de Beg Nénez

Also – in die Hände gespuckt und den Berg hinaufgeschoben. Nach der Hälfte nahm die Steilheit noch einen Ticken zu, und das Schieben des Gespanns wurde fast unmöglich. Zurückrollen und die Teile einzeln hochschieben? Wäre eine Lösung. Dem widersprach jedoch mein bayerischer Dickschädel. Und direkt am Hang war es nicht möglich, den Anhänger abzukoppeln. Prustend und ächzend, schimpfend und fluchend kämpfte ich mich nach oben – wo noch eine Gemeinheit auf mich wartete. Ein Geländer, das wohl verhindern sollte, dass man zu schnell hinabfuhr, versperrte den Weg. Es war so eng, dass ich mit Gespann nicht durchkam. Abkoppeln war aufgrund des Steilheit immer noch nicht möglich. Und das Fahrrad unten durchschieben? Dazu war das Geländer zu niedrig. Ich entschloss mich, das Fahrrad so quer wie möglich zu legen und in Querlage unten durch zu bugsieren. Mit vielen Mühen gelang es mir, und als ich mich selbst ebenfalls auf die andere Seite des Geländers gebracht hatte, war es ein leichtes, den Hänger noch nachzuziehen. Insgesamt kann ich sagen, dass diese ca. 15 Meter anstrengender waren als die ganze Tagestour. Aber ich war froh, das hinbekommen zu haben. Allerdings – in England sollten noch ganz andere Hämmer auf mich warten.


So steil sieht der Weg nicht aus – aber er hat es gewaltig in sich

Zügig ging es weiter nach Pont-Aven, meinem heutigen Zielort. Inzwischen strahlte die Sonne wieder vom blauen Himmel, so dass ich mein Zimmer bezog, Fahrrad und Hänger wegsperrte und mir den Ort noch etwas anschaute.

In Pont-Aven – Erinnerungen an meine Schulzeit

Pont-Aven ist sehr künstlerisch geprägt. Grund hierfür ist, dass der Maler Paul Gauguin mit einer Künstlergruppe ab 1886 für einige Jahre in Port-Aven wirkte. Die Schule von Pont-Aven um Paul Gaugin entwickelte den Synthethismus auf der Basis des Impressionismus. Das Musée de Pont-Aven stellt Werke von verschiedenen Künstlern aus der Bretagne aus.

Fluss Aven in Pont-Aven


Fluss Aven in Pont-Aven

Am Fluss Aven lagen die Schiffe auf dem Trockenen, da sich die Ebbe vom Atlantik, auch hier in einer Entfernung von 10 km auswirkt. Ich entschloss mich, aufgrund des schönen Wetters auf einer Terrasse am Aven zu Abend zu essen. Ich wählte dazu das Restaurant Moulin Du Grand Pouluin in Pont Aven aus, das einen sehr guten Eindruck machte.


Restaurant Moulin Du Grand Pouluin in Pont Aven

Beim Abendessen hatte ich eine nettes Déjà-vu aus meiner Schulzeit. Als ich mein Abendessen bestellte, hatte ich viel Spaß mit der Bedienung und auch Freude daran, dass mein Französisch wieder recht gut funktionierte. Am Nachbartisch saßen Deutsche, die mitbekommen hatten, dass ich auch Deutscher war. Als die Bedienung gegangen war, sagte die Frau leise zu ihrem Mann: „Der spricht perfekt Französisch.“ – Nun ja, mein Französisch ist ganz weit davon entfernt, perfekt zu sein. Aber ich habe keinen Hemmungen, drauf los zu quatschen. Grammatische Fehler? Egal. Die verstehen mich schon. Ähnliches erlebte ich in meiner Schulzeit. Ich gehörte zu den ganz schlechten Schülern in Französisch. Dennoch machte ich einen Schüleraustausch mit Frankreich mit. Da ich es gewohnt war, Fehler zu machen, plapperte ich munter drauf los. Gérondif? Subjonctif? Phh. War mir fremd. Man verstand mich schon. So kam es, dass der französische Austauschlehrer meine Lehrerin fragte, ob ich der Klassenbeste sei. Die Lehrerin lief rot an und meinte nur leicht verwirrt: „Nicht ganz, Monsieuer, nicht ganz.“ An diese Episode musste ich im Restaurant von Pont Aven wieder denken. 

Mit einem vorzüglichen 3-Gänge-Menü und einem sehr guten Rotwein ging der Tag zu Ende.

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