25. Juli, 66 km, 509 Höhenmeter: St. Rafael – Entrecasteaux
Die Provence ist ruhig? Nicht um diese Jahreszeit. Die Zikaden machen einen Höllenlärm, und der begleitet einen den ganzen Tag. Mir gefiel dieser Lärm, und natürlich auch der Radweg. Nachdem ich den Großraum Saint-Rafael / Fréjus verlassen hatte, führte mich der Radweg „la vigne à vélo“ weiter in die Provence hinein. Meine Unterkunft lag tief in den Wäldern und war sehr abgeschieden und sehr ruhig – nachdem die Zikaden nach Sonnenuntergang ihren „Gesang“ eingestellt hatte.
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Detaillierte Reisebeschreibung:
Der Tag begann unterhaltsam. Eine Ente hatte es sich im Pool bequem gemacht. Später kam sie an den Pool-Rand und bettelte bei den Frühstücksgästen um Krümelchen. Sehr erfolgreich war sie nicht.
Ente im Pool
Nach dieser netten Episode holte ich meinen Anhänger von meinem Balkon, das Fahrrad aus dem Aufbewahrungsraum, verpackte meine Habseligkeiten und fuhr los. Zunächst ging es vorbei an den Golfplätzen und dann durch ein größeres Wohnviertel, das einen sehr schmucken und gepflegten Eindruck machte. Bald aber ging der Verkehr los, ein heftiger Verkehr. Egal ob Nebenstraßen oder Hauptstraßen, überall fuhren geschäftig viele Autos hin und her. Ich war zwar schon in der Provence, aber immer noch im Großraum Saint-Rafael / Fréjus. Das war am Verkehr klar zu erkennen.
Nach ca. 25 km erreichte ich eine kleinen, nette Ort namens Le Muy, Kurz danach kam von links ein Fahrradweg, auf dem ich weiterfahren konnte. Er hat sogar einen Namen: „la vigne à vélo„, auf Deutsch in etwa „der Weinberg auf dem Fahrrad„. Eine französische Familie, der ich begegnete, klärte mich auf, dass der Weg durch Gegenden führt, in denen der Wein „Côtes der Provence“ angebaut wird. Ich folgte dem Weg eine ganze Reihe von Kilometern und fand unterwegs auch eines der geliebten Brotzeittischchen, das ich gleich in Beschlag nahm.
Le Muy
Radweg „la vigne a vélo“
Brotzeit am Radweg „la vigne a vélo“
Da auch der Verkehr nicht mehr stark bis gar nicht zu hören war, war nun das Geräusch der Provence, die Zirkaden, nicht mehr zu überhören. Ihr, wie soll ich sagen, fast kreissägen-artiges Gezirpe ist ununterbrochen zu hören, vom frühen Morgen bis zum Einbruch der Dunkelheit. Inzwischen ist es 22:00 Uhr und dunkel, und die Zirkaden sind ruhig. Morgen früh mit der ersten Helligkeit geht es wieder los. Ich persönlich mag dieses Geräusch sehr gerne. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es Menschen gibt, denen das auf die Nerven geht.
Zurück zum Fahrradfahren. Später musste ich von dem Radweg „la vigne á vélo“ nach rechts abweichen, was aber nicht schlimm war, denn ich befuhr Straßen fast ohne Verkehr. Nur an einer Stelle wurde es etwas knifflig, denn das Navi wollte mich über einen Weg schicken, der leider durch ein gr0ßes Tor versperrt war. Das passierte schon in Italien, setzt sich hier in Frankreich fort. Ich suchte einen Umweg und fand einen, der aber nicht einfach zu fahren war und mich mal wieder zum Schieben zwang. Bald war ich aber wieder auf der Piste, und zu guter Letzt ging es auf einem weiteren Radweg mit der Nummer 8, was immer das bedeutet, weiter.
Feldweg statt Radweg
Radweg in der Provence
Provenzalische Landschaft
Etwa 15 km vor dem Ziel passierte ich den Ort Lorgues, wo ich in einem Intermarché noch etwas einkaufte, unter anderem einen Ricard, einen typisch französischen Pastis, den ich gerade schlürfe, während ich diese Zeilen schreibe.
Lorgues
Nach Lorgues ging der Radweg weiter bis fast nach Entrecasteaux, dem Zielort. Aber auch die letzten paar Kilometer konnte ich auf einer unbefahrenen Straße zurücklegen. Zum Schluss ging es noch kräftig bergauf, und dann erreichte ich meine Unterkunft „A la campagne“, zu Deutsch „Auf dem Land“, und so liegt sie auch – total abseits, kein Lärm, kein Verkehr, nur die Zikaden machen unermüdlich ihre eigene Musik, bis es dunkel ist.
Blick von meinem Balkon
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