03. Juni, 81 km, 674 Höhenmeter

Nach einer Woche entspannen und etwas arbeiten – zugegeben, mehr entspannen als arbeiten, ging es wieder auf die Piste.

Doppelter Abschied

Zuerst hieß es, von Chicca Abschied zu nehmen. Sie war eine sehr gute Gastgeberin, freundlich, gesprächig, zuvorkommend, hilfsbereit. Schade, dass ich ihren Mann James nicht kennengelernt hatte. Dafür habe ich bei meiner Ankunft ihren Sohn Lorenzo kennengelernt, mit dem zusammen ich mein Gespann vom Etappenschmutz gereinigt habe. Leider war auch er zur Verabschiedung nicht anwesend, er war beruflich in Amsterdam. Hier noch einige Bilder vom Rose Cottage Tuscany.

Der zweite Abschied war etwas exotischer. Am Supermarkt, in dem ich öfters eingekauft habe, stand immer ein Mann am Eingang, der hoffte, die Einkaufswägen der Kunden zurückbringen und die 50 Cent Pfand kassieren zu dürfen. Obwohl er nur italienisch sprach, unterhielten wir uns sehr gut miteinander. Er war fasziniert, dass ich immer mit dem Fahrrad kam und dieses mit einer durch eine Alarmanlage gesicherte Gliederkette festmachte. Dass er meinen Einkaufwagen in Empfang nehmen durfte war eine Selbstverständlichkeit. Nun fuhr ich mit vollem Gespann noch einmal am Supermarkt vorbei, um mich von ihm zu verabschieden. Er war sichtlich gerührt, dass ich mir dazu die Zeit genommen habe.

Wie aus 50 km 80 km werden

Ich verließ Fosdinovo und passierte Sarzana. Dann begann der Weg auch schon langsam anzusteigen. Der Apennin kam näher. Nach 15 km – ein Wunder. Rechts war ein kleiner, netter Parkplatz mit einem überdachten Tisch und links und rechts je einer integrierten Bank. Noch war es zu früh für eine Pause. Aber diese Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen. Also, Pause.


Brotzeittisch – in Italien selten

Dabei entdeckte ich, dass Chicca mich erreichen wollte, per Telefon und Whatsapp. Ihre letzte Nachricht: „Du hast zwei T-Shirts vergessen.“ Mir war sofort klar, welche T-Shirts das waren. Und eines davon war mein Lieblings-T-Shirt. Also nicht lange überlegt, sondern auf das Fahrrad und 15 km zurück geradelt. Kurz vor ich im Rose Cottage Tuscany ankam, meinte der Regen, ein Spielchen beginnen zu müssen. Es begann zu tröpfeln, und es tröpfelte fast den Rest des Tages, mal mehr, mal weniger. Am Rose Cottage Tuscany nahm ich die T-Shirts in Empfang, zog sicherheitshalber den Regenschutz über das Gepäck und machte mich sofort auf den Rückweg. 1,5 Stunden nach der Umkehr war ich wieder am Brotzeittisch und legte nun die zuvor schon geplante Pause ein.

Über Villafranca in Lunigiana nach Pontremoli

Der Weg blieb zunächst noch eben, fiel sogar wieder etwas, bevor sich der Apennin durch einen allmählichen, aber kontinuierlichen Anstieg bemerkbar machte. Es ging über Aulla nach Villafranca in Lunigiana, wo ich eine kurze Pause einlegte. Spannend ist die Ruine der Burg Castello di Malnido. Früher führte ein Weg zwischen der eigentlichen Burg und einem Turm, vermutlich einem Kirchturm, in die Burg hinein. Heute ist dies die Bahntrasse, die also die Burg in zwei Teile zerteilt. Ansonsten ist Villafranca in Lunigiana ein nettes Städtchen, dass eine Stop, aber keinen Umweg wert ist.


Ruine der Burg Castello di Malnido in Villafranca in Lunigiana


Gasse in Villafranca in Lunigiana


Villafranca in Lunigiana

Der Weg stieg immer weiter an, und 20 km nach Villafranca hatte ich Pontremoli erreicht. Pontremoli hat gut 7.000 Einwohner und gehört zur  Provinz Massa-Carrara in der Region Toskana. Ich war also immer noch in der Toskana. Allerdings ist Pontremoli die nördlichste Gemeinde der Toskana. Der Ort ist geprägt durch den Fluss Magra und die Flüsschen Verde und Gordana. Eine Besonderheit ist der große Höhenunterschied innerhalb der Gemeinde. Der Hauptort liegt 236 m über dem Meersspiegel, der Ortsteil Arzelato hingeben 903 m über dem Meeresspiegel. Ich schaute mich ein wenig in dem Städtchen um und schob mein Gespann durch die engen Gassen. Das Zentrum des Orts ist mit sehr groben Kopfsteinpflastern uneben gepflastert, so dass Schieben besser war als Fahren. Hatte auch den Vorteil, dass ich mich besser umschauen konnte.


Pontremoli


Gasse in Pontremoli

Traumhafter Blick aus der Besenkammer

Der große Höhenunterschied in Pontremoli betraf auch mich direkt. Meine Unterkunft lag weit über dem Ort. Und so hieß es zunächst auf Asphalt hochzustrampeln. Dann zweigte der Weg nach links ab und wurde ungemütlicher Schotter. Zunächst ging es ungefähr die halbe erklommende Höhe wieder hinab, bis die Häuser von Pontremoli schon wieder näher kamen. Dann stieg der Weg wieder an, weiter schottrig und zum Teil sehr steil. Endlich erreichte ich die Unterkunft Agripodere Il Falco und konnte einen traumhaften Blick hinunter ins Tal und auf Pentromoli.


Blick vom Agripodere Il Falco auf Petromoli

Doch dann wurde mir mein Zimmer gezeigt. Eine Tür führt direkt vom Gehweg hinein ins Zimmer, so das ich mein Fahrrad fast im Zimmer parken konnte. Das Zimmer hatte nur ein Fenster, nämlich der obere Teil der Tür selbst. Die Handtücher rochen modrig, und auch die gebrachten Ersatzhandtücher rochen nicht viel besser. Es war ein Ort zum unwohl führen. Leider hatten sie kein anderes Zimmer zur Verfügung, so dass ich in den sauren Apfel beißen musste.


Mein Zimmer im Agripodere Il Falco

Ich entschloss mich, am Abend noch lange auf der Terrasse zu sitzen und etwas zu essen und am anderen Tag sehr früh loszufahren. So verbrachte ich nur ein paar schlafende Stunden in dem Zimmer.

Link zur Karte der Strecke

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