27. Mai, 61 km, 55 Höhenmeter

Kann eine Fahrradstrecke, die 30 km am Meer entlang geht, monoton sein. Ja, kann sie. Das habe ich auf der 27. Etappe erlebt. Aber davon gleich Näheres.

Zunächst gab es das übliche Morgenprozedere – etwas arbeiten, frühstücken, Fahrrad bepacken und losfahren. Nun ja, diesen Morgen wurde ich noch durch einen kleinen Plausch aufgehalten. Ein deutsches Ehepaar, das ich am Vorabend beim Abendessen kennengelernt und beim Frühstück wiedergesehen habe, war gerade am Abreisen und hatte mein Gespann entdeckt. Da wollten die Beiden natürlich noch etwas mehr wissen und so hatten wir noch ein nettes Gespräch. Die beiden wollten mit dem Mietwagen weiter nach Bologna und dann zurückfliegen.

Dann ging es aber wirklich auf die Piste. Der Weg führte mich über teils mehr, teils weniger befahrene Straßen nach Viareggio. Viareggio ist ein Seebad mit ca. 62.000 Einwohner. Die Stadt lebt auch von der Marmorverarbeitung – Carrara mit seinen Marmor-Steinbrüchen ist ja nicht weit entfernt – sowie von Töpfereien und vom Schiffbau. Zurück aber zum Seebad Viareggio. Als ich die Strandpromenade erreichte, musste ich unwillkürlich an die Hauptstraße im Phantasialand oder die Mainstreet im Disneyland denken. Gewisse Ähnlichkeiten sind auf jeden Fall erkennbar.


Promenade in Viareggio


An der Promenade von Viareggio

Alles ist sehr adrett und hübsch angelegt, wie man es von einem Seebad erwartet. Und die Besonderheit: es gibt einen Radweg, der sich von Viareggio aus Richtung Norden erstreckt. So ging es sehr locker vorbei an Hotels und Restaurants und Strandbars und Hotels und Restaurants und Strandbars und Hotels und Restaurants und Strandbars. Kilometer um Kilometer. Hinter den Gebäuden ist dann der Strand, wie man ihn von der Adria her kennt – Liegestühle und Sonneschirme in großen Mengen, allerdings noch ohne die darauf und darunter Liegenden. Die warten wohl noch auf den Urlaub.


Typischer Strandzugang in Lido di Camaiore

Nach etwa 10 km wechselte das Ambiente etwas. Es waren mehr Hotels und weniger Restaurants und Strandbars. Und der Radweg wurde schlechter. So ging es schnurgerade über 30 km immer am Meer entlang, ohne das Meer wirklich so richtig zu sehen.

Doch auch wenn die Strecke selbst recht monoton war, eine Besonderheit war doch zu entdecken. Die Berge der Toskana – ja, ich bin immer noch in der Toskana – kamen näher und wurden höher und höher. Mir wurde erstmals bewusst, dass er höchste Berg der Toskana, der Monte Prado, 2054 m hoch ist. Er liegt etwa 50 km nordöstlich von meiner Strecke.


Toskanische Berge von Marina di Massa aus gesehen

In Marinelle di Sarzana, etwa 15 km vor La Spezia, verließ ich das Meer und fuhr in nördlicher Richtung zu meiner Unterkunft. Dabei verließ ich nicht nur das Meer, sondern kurz auchdie Toskana und fuhr durch Ligurien, doch die Unterkunft lag in einem kleinen toskanischen Zipfel, der nach Ligurien hineinragt. Der Ort heißt Fosdinovo, der Ortsteil Borghetto-melara. Dort hatte ich mir eine Ferienwohnung, die sich als Ferienhäuschen entpuppte, gemietet, um eine Woche Pause zu machen. Wenn Ihr meint, jetzt schwächelt er – nöö. Ich musste nur ein bisschen etwas arbeitstechnisch nachholen und wollte einfach ein wenig faulenzen. Also keine Sorge, ich bleibe am Ball oder besser auf dem Fahrrad.

Das Ferienhaus war sehr schön. Das ganze Anwesen, das sich Rose Cottage Tuscany nennt, besteht aus drei Häusern. In einem wohnen die Besitzer, die beiden anderen werden vermietet. Eines davon hatte ich ergattert, mit Küche, Schlafzimmer, Essplatz unter Bäumen und vielen Annehmlichkeiten mehr. Vielleicht fragt Ihr euch jetzt, warum die Unterkunft Rose Cottage Tuscany heißt. Immerhin bin ich noch in Italien und noch weit von UK entfernt. Des Rätsels Lösung: die Eigentümer sind ein italienisch-britisches Ehepaar, Chicca und James. James habe ich leider nicht kennengelernt. Er ist Kapitän auf einem Passagierschiff und immer 2 Monate unterwegs, dann 2 Monate zu Hause. Chicca hingegen kümmert sich unter anderem um die Anlage. Sie ist sehr freundlich und sehr sympathisch und spricht neben Englisch auch sehr gut Deutsch. Als ich während meines Aufenthalts mein Fahrrad zur Wartung bringen wollte, hat sie das vermittelt und ist mit mir mitgekommen, um zu dolmetschen.

Ihr könnte Euch denken, dass ich das Rose Cottage Toscany auf jeden Fall sehr empfehlen kann. Einen kleinen Wermutstropfen bei allen ausschließlich positiven Eigenschaften der Anlage möchte ich Euch nicht verheimlichen. Es ist bisweilen recht laut. Wenn man das etwas ausblenden kann, dann ist diese Unterkunft ein echter Traum.

Jetzt werden Ihr sicher nach Bildern fragen. Ich muss gestehen, ich habe nur die folgenden beiden Bilder. Da war ich eine Woche in der Anlage und habe ganz vergessen, Bilder zu machen. Ich habe Chicca gebeten, mit welche zu machen und zuzusenden. Ich werde die Bilder also nachreichen, versprochen.


Brotzeit im Garten des Rose Cottage Tuscany


Mein Ferienhaus am Abend

Link zur Karte der Strecke

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