25. Mai, 63 km, 173 Höhenmeter
Seit Rimini war das ständige Auf und Ab mein treuer Begleiter. Heute war es anders. Zunächst erntete ich, was ich gestern gesät hatte. Der Tag startete mit einer längeren Abfahrt, und beim Blick zurück konnte man Volterra noch lange in der Ferne sehen. Doch auch nach dieser Abfahrt ging es fast eben ohne Steigungen weiter in Richtung Meer. Die toskanische Hügellandschaft öffnet sich immer weiter, bis ich zum Schluss nur noch durch Flachland fuhr.
Blick zurück auf Volterra
Toskanischer Landsitz
Eigentlich hatte ich heute noch gar nicht bis zum Ligurischen Meer fahren wollen. Das wollte ich mir für morgen aufheben. Aber es ging so flott und stressfrei voran, dass ich dann doch noch einen kleinen Umweg einbaute, um einen Blick auf das Meer zu werfen. Mit diesem neuen Vorsatz erreichte ich Cecina, um nach Vada ans Meer weiterzufahren. Ab Cecina war es zwar weiter flach, aber auch vorbei mit der Ruhe. Die Straße war wieder typisch für Italien: viel Verkehr und rechts durch einen weißen Streifen abgetrennt ein knapper Meter Fahrstreifen für die Radfahrer. In diesem Verkehrsgewühle, an das man sich auch gewöhnen kann, erreichte ich Vada und fuhr zum Strand.
Vada
Am Strand von Vada, der auch als Karibikstrand bezeichnet wird, war es ruhig, sehr ruhig. Die Saison hat noch nicht begonnen, und so waren wie schon an der Adria Liegestühle und Strandrestaurants ziemlich leer. Für mich war es schon ein schönes Gefühl, den italienischen Stiefel von rechts nach links bzw. von ost nach west durchquert zu haben und wieder am Meer zu stehen. Auch wenn Vada bis auf den Strand jetzt nicht unbedingt eine Reise wert ist. Aber es war der beste Ort auf dem geplanten Umweg. Ich gönnte mir eine Pause und genehmigte mir eine Portion Pasta und ein Bier.
Yachthafen von Vada
Kleines Abenteuer
Dann ging es zurück, vom Meer weg, wieder etwas in die Hügel hinein zur Unterkunft. War der Tag nicht sehr ereignisreich gewesen, so hatte er nun doch noch ein nettes Erlebnis parat. Die Unterkunft, zu der ich später mehr erzähle, konnte man laut Google Maps von Norden oder von Süden her erreichen. Bei meiner ursprünglichen Etappe wäre ich von Norden gekommen. Durch den Abstecher über das Meer kam ich von Süden. Ich war der Unterkunft schon sehr nahe, aber der Weg ging nicht mehr weiter. Auf Google Maps schon, in der Realität nicht. Später erfuhr ich, dass der Weg in Google Maps ein alter Militärweg ist, der inzwischen gesperrt und zugewachsen ist. Ich stand also etwas ratlos herum, als ein Auto mit einer Italienerin und einem Italiener anhielt, um dem sichtbar verirrten und verwirrten Kind in die Spur zu helfen. Allerdings – die beiden sprachen nur Italienisch, und meine paar italienischen Brocken halfen mir nicht wirklich weiter. Ich konnte aber klarmachen, wo ich hinwollte. Sofort wurde das Handy gezückt und in der Unterkunft angerufen. Dann reichte man mir das Handy. Der Eigentümer der Unterkunft sprach sehr gutes Englisch. Er sagte, ich solle zur Hauptstraße zurückfahren. Dort wäre gleich rechts eine Tankstelle. An der Tankstelle solle ich auf ihn warten, er hole mich ab.
Ein sehr schöner Abend in einer sehr schönen Unterkunft
Ich fuhr den Weg zurück und fand auch sofort die Tankstelle. Keine Minute später kam der Vermieter mit einem Pickup angedüst. Er begrüßte mich total freundlich und wollte gleich mein Gespann auf den Pickup laden. Das war nun doch nicht notwendig, den es waren keine 2 km mehr, und nun kannte ich die Strecke. Er fuhr los und ich legte die restlichen 2 km zurück.
Die Unterkunft, das Bed and Breakfast Casale del Sole, ist ein Traum. Sehr, sehr ruhig gelegen, sehr gepflegt, herrliche Zimmer, eine tolle Terrasse und ein Swimming Pool. Dazu zwei Gastgeber, ein Ehepaar, die sehr freundlich und zuvorkommend sind. Nachdem ich das Zimmer bezogen, das Gespann in der großen Garage („Mein Grappa-Lager“) abgestellt und mich auf der Terrasse niedergelassen hatte, brachten Sie mir zur Begrüßung ein Bier. Sie fragten, ob ich mit ihnen essen wollte. Ich nahm sehr gerne an. Zum einen wegen des Essens, zum anderen aber und vor allem wegen des zu erwartenden netten Abends. Und der war es dann auch. Es gab Pasta, Schinken, Käse, Rotwein, Grappe und Kaffee. Dazu wurden viele Themen durchgesprochen. Beide sprachen sehr gut Englisch – er war früher Manager in einem amerikanischen Konzert – so dass die Kommunikation problemlos war. Ich fühlte mich sehr wohl in dieser Unterkunft und kann das Bed and Breakfast Casale del Sole absolut empfehlen.
Sieh Dir hier einige Bilder des Casale del Sole an.
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