24. Mai, 71 km, 945 Höhenmeter

Nach einem Ruhetag, den ich mit faulenzendem Nichtstun verbracht habe, ging es heute weiter, und zwar über das bekannte Siena in das weniger bekannte Volterra. Der Weg nach Siena betrug ca. 17 km und stieg um ca. 200 m an. Das war kein Problem. Aber – der Weg war eine vielbefahrene Straße, ruhigere Wege waren entweder sehr schlecht oder bedeuteten eine großen Umweg. Aber in Italien härtet man im Laufe der Zeit ab, was das Fahren auf befahrenen Straßen angeht. Und manchmal kann dies auch zu netten Begegnungen führen. Wie das?

Ein nettes Treffen

Auf der Suche nach einem ruhigeren Weg folgte ich Google Maps – in eine Sackstraße. Am Ende sollte ein Radweg weitergehen, da war aber nur ein ganz schmaler Trampelpfad. Ich musste also zurückfahren, als mir ein anderer Radwanderer mit Gepäck entgegenkam, den wohl auch Google Maps in die Irre geleitet hatte. Ich winkte ihm zu, dass es nicht weitergeht, und sagte in meinem Augsburger Dialekt: „Do geht`s net weiter“. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass er spontan abbremste und umdrehte. An meinem Winken kann das nicht gelegen haben, das zu kapieren hätte länger gebraucht. Er muss mich verstanden haben. Ein Deutscher also. Und in der Tat, er holte mich ein, wir stoppten und unterhielten uns. Er war CFO eines kleinen Unternehmens (Finanzchef) und machte das Gleiche wie ich. Er nahm sich die Freiheit, seinen Job mobil zu verrichten, und hatte dazu das Ok seines Chefs. Seine Route ging von Palermo nach Edinburgh, wobei er durch das Rheintal nach Norden fahren will. Da kommt er doch direkt durch Bornheim durch.

Wir verabschieden uns, sahen uns aber später in Siena noch einmal wieder. Womit ich beim nächsten Punkt bin: Siena.

Siena

Siena ist eine Stadt mit ca. 54.000 Einwohnern und war früher ein Stadtstaat im Zentrum der Toskana. Sie ist Hauptstadt der Provinz Siena und soll einer der schönsten Städte der Toskana sein. Im Gegensatz zu der anderen großen Stadt der Toskana, der Renaissance-Stadt Florenz, hat Siena eher einen mittelalterlichen, gotischen Charakter. Dieser mittelalterliche Charakter hat es mir besonders angetan.

Bevor ich aber Siena genießen konnte, war erst einmal Schweiß angesagt. Das Zentrum von Siena liegt auf einem Berg, und ich hatte mir einen Nebenweg hoch auf diesem Berg gewählt. Mitten drin war es so steil, dass ich mit Schiebehilfe schieben musste. Doch bald erreichte ich dieses Zentrum und sah mich sowohl in den kleinen Gässchen also auch an einigen der Sehenswürdigkeiten etwas um.

Zunächst führte mich der Weg zur Piazza del Campo, wo zweimal im Jahr Pferdrennen ausgetragen werden. Dann ließ ich mich etwas treiben und sah mir unter anderem den Dom an.

Fazit: Siena ist auf jeden Fall eine Reise wert, und wer immer mal ob mit Fahrrad oder mit anderen Verkehrsmittel in die Toskana kommt, sollte sich Siena nicht entgehen lassen.

Die folgenden Bilder zeigen einige Impressionen aus Siena.

Der Weg aus Siena raus war zunächst verkehrstechnisch genauso chaotisch wie der Weg nach Siena rein. Doch bald schon wurde es ruhig, so dass die weitere Fahrt sehr angenehm war. Es ging durch die typische toskanische Landschaft und war gekennzeichnet durch ein fröhliches Auf und Ab.


Kurz vor Volterra

Die einzige größere Stadt unterwegs, Colle di Val D’Elsa, ließ ich rechts liegen und näherte mich Volterra. Zum Schluss gab es noch ein netten Aufstieg von 320 auf 500 m, und dann ging es zunächst zur Unterkunft, dem Chiostro Delle Monache Hostel. Der Name verrät es – es war ein ehemaliges Kloster. Entsprechend nett, aber doch ziemlich steril, war die Unterkunft. Über lange Gänge, wie sie für ein Kloster typisch sind, ging es zu meinem Zimmer. Das Zimmer selbst war absolut ok, und auch der Klostergarten und das äußere Ambiente hatten schon etwas Meditatives. Nur die langen Gänge – ich musste unwillkürlich an meine erste Schule, die Volksschule in Kriegshaber, denken.


Chiostro Delle Monache Hostel in Volterra

Volterra

Noch hatte ich Energie, daher wollte ich mir Volterra anschauen. Volterra hat ca. 10.000 Einwohner und liegt bereits in der Provinz Pisa. Mein Hostel war nur ein paar hundert Meter vom Zentrum entfernt, so dass ich zu Fuß loszog. Nun ja, ich war noch nicht ganz oben im Zentrum, also musste ich noch eine lange Treppe hochsteigen. Zu Fuß und ohne e-Unterstützung.


Treppe ins Zentrum von Volterra

Volterra, es gibt einige, die setzen es, was das „Musst Du sehen“ angeht, mit Siena gleich. Dem kann ich nicht zustimmen. Volterra ist ein nettes, ebenfalls mittelalterliches Städtchen mit einigen wenigen Besonderheiten und vor allem mit einem grandiosen Ausblick. Es ist sicher sehenswert und rechtfertig einen kleinen Umweg. Extra nach Volterra zu fahren, nur weil es als grandios geschildert wird, macht eigentlich nur Sinn, wenn man ein Freund des weiten Ausblicks oder allgemein vom mittelalterliche Städtchen ist.

Impressionen von Volterra

Nach einer Pizza auf dem zentralen Platz von Volterra – Meeresfrüchte mit einer große Garnele obendrauf – ging ich zurück zum Kloster und zwar – nein, nicht in Klausur – zum schlafen.

Link zur Karte der Strecke

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