08. Juni 2024, 80 km, 164 Höhenmeter: Von Duisburg nach Emmerich

Die zweite Etappe war landschaftlich deutlich schöner als die erste, ging es doch aus dem Ballungsgebiet, dass sich von Bonn über Köln und Düsseldorf nach Duisburg zieht, hinaus an den Niederrhein. Der Weg führte mich in Richtung Nordosten, südwestlich an Wesel vorbei, durch Xanten und an Kleve vorbei nach Emmerich.

Charakteristisch waren weite, landwirtschaftlich genutzte Flächen, sehr schöne größere und kleiner Seen, zum Teil echte Biotope und immer wieder der Rhein, der auch hier sein „normales“ Bett verlassen und manche Wege unpassierbar gemacht hat. Neben vielen Naturhöhepunkten war ein Höhepunkt der Wunderpark Kalkar auf dem Gelände des ehemaligen schnellen Brüters. Es wäre ein grandioser Tag gewesen – wenn der heftige Gegenwind nicht gewesen wäre. Der kann einem ganz schon aufs Gemüt gehen, mehr als jeder Berg.

Detaillierte Reisebeschreibung: 

Nach einem guten Frühstück und einem letzten Blick auf den Rhein und die gegenüberliegende Ruhrmündung holte ich mein Gespann aus der Garage, packte und radelte los. Doch schon bald war ich in der ersten Sackgasse. Das Navi wollte mich über die Hubbrücke Rheinpreußenhafen lotsen, doch die war gesperrt, und nicht erst seit gestern. Ich musst also einen ersten Umweg fahren, was aber streckenmäßig kaum etwas ausmachte.


Gesperrte Hubbrücke Rheinpreussenhafen

Bald schon war ich auf einem Damm des Rheins, der mich von der Qualität her sehr an die Wege in Bornheim erinnerte – Rumpelparcours vom Feinsten. Aber es gab auch nettes zu beobachten. So passierte ich eine Herde frisch geschorener Schafe. Ich musste schmunzelnde an meinen Beitrag über die Schafskälte denken, die ich in diesem Blog geschrieben habe. Die Schafe schmunzelten eher weniger, sie froren sichtbar in der kühlen Morgenluft.


Schafe auf dem Rheindamm

Auch hier am Niederrhein waren die Auswirkungen der Überschwemmung sichtbar. Manche Radwege waren schlicht und einfach abgesoffen. Große Umwege bedeutete da nicht, aber Fahrten entlang von Hauptstraßen.         


Überschwemmter Radwege am Rhein


Nicht überschwemmter Radweg am Rhein

Später ging es dann raus in die offenen Felder, und nun spürte man auch den zunehmenden Wind. Dieser kam gemeinerweise von Westen. Ich hatte also ab jetzt kräftigen Gegenwind. Das nervt, auch wenn man mit e-Bike unterwegs ist. Auf diesem freien Feld sah ich bald den Kühlturm eines Kraftwerks. Ich konnte leider nicht in Erfahrung bringen, um welches Kraftwerk es sich handelte. Es gab unterwegs noch andere Besonderheiten zu bestaunen, so z.B. einen Weiher, an dem sich ca. 20 Fotografen mit riesigen Objektiven ein Stelldichein gaben.  Es gab an dem Weiher wohl tolle Tieraufnahmen zu machen, wenn sich den die Tiere zeigten. Später sah ich zwei Landwirte bei der Arbeit, die ihre Arbeit von oben mit einer Drohne beobachten ließen.


Kraftwerk bei Orsoy


Fotografen an einem Weiher


Biotop bei Xanten

Nördlich von Xanten war dann ein guter Zeitpunkt für eine kleine Brotzeit. Ich hatte kurz zuvor bei einem Edeka Brot, Käse, Wurst und Wasser sowie eine Flasche Bananensaft gekauft und nun den richtigen Platz an einem kleinen See gefunden. Danach statte ich Xanten einen kurzen Besuch ab, musste ich doch an die Nibelungen denken. Siegfried, die Hauptfigur dieser Sage, stammte aus Xanten. Der Abstecher war jedoch nur kurz, bald schon fuhr ich weiter Richtung Nordwesten.

Plötzlich tauchte vor mir etwas seltsames auf – ein Gebäude, das wie der abgeschnittene Kühlturm eines AKWs aussah, auf den aber alpine Gebirge gemalt waren. Und auf dem Gebäude drehte sich lustig ein Karussell. Des Rätsels Lösung: es handelte sich um den ehemaligen schnellen Brüter von Kalkar, der nie in Betrieb genommen worden ist. Als ich mir das Ganze aus der Nähe ansah, kam ich mit einem älteren Herrn ins Gespräch, der dort die PKW Zu- und Abfahrt steuerte. Er erklärte mir dass der schnelle Brüter eigentlich schon fertig war. Es fehlten nur noch die Brennstäbe. Doch dann kam das Aus durch die Bundesregierung. Und die Milliarden teure Anlage wurde für ein paar Millionen an einen Niederländer verkauft. Der machte daraus den Vergnügungspark Wunderland Kalkar, baute Tagungshotels dazu und erweiterte das Gelände um einen Messe- und einen Eventbereich. Und so drehen sich heute Karussells auf dem Kühlturm des schnellen Brüters.

Bilder vom Wunderland Kalkar

Nach einem weiteren kurzen Aufenthalt in dem Örtchen Grieth ging es auf direktem Weg nach Emmerich, dem Ziel meiner heutigen Etappe. Der Gegenwind aus Westen war inzwischen schon ziemlich kräftig, so dass die letzten Kilometer kein Spaß mehr waren. Zudem kam, dass ich auf der linken Rheinseite fuhr, Emmerich aber auf der rechten Rheinseite liegt. Ich musste daher zunächst an Emmerich vorbeiradeln, dann auf einer Brücke den Rhein überqueren und von hinten nach Emmerich einfahren. Obwohl die Strecke jetzt nicht so weit war, war ich durch den Gegenwind schon ziemlich fertig. Dazu hatte ich noch das Vergnügen, mein Gepäck über eine enge Etage drei Stockwerke hoch zu transportieren.

Am anderen Tag sollte es wieder windig werden. Ich wollte daher schon recht früh losfahren, denn der Wind baut sich erst im Tagesverlauf auf. Ab 7:30 Uhr sollte im Hotel jemand erreichbar sein, um mit den Schlüssel zur Garage mit meinem Gespann zu geben.

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