An der Canford Cliffs Beach

29. Juli 2022, 132 km, 736 Höhenmeter: Von Dorchester nach Southampton

Heute vor genau 3 Monaten bin ich gestartet. Und genau heute, drei Monate später, ist es passiert: mein erster Platten. Nicht am Fahrrad, oh nein. Da musste ich bis heute noch nicht einmal aufpumpen. Am Hänger war die Luft raus. Die Ursache war schnell gefunden – der Hänger hatte Bekanntschaft mit einem Dorn geschlossen.

Detaillierte Reisebeschreibung: 

Derartige Probleme sind schnell gelöst. Der Dorn war rasch gefunden und mit dem Schweizermesser entfernt. Der Reifen war schnell geflickt. Und schon konnte es weitergehen.

Gehen wir aber zunächst zurück an den Anfang des Tages.  Das Wetter versprach, ausgesprochen schön zu werden. Die Sonne schien vom Himmel, es gab kaum Wind und die Temperatur war angenehm mild. Zunächst führt mich der Weg in die Feuchtgebiete des River Frome östlich von Dorchester. Zahlreiche kleine Flüsse und Kanälchen prägen die Landschaft. Es ist relativ flach, so dass ich gemütlich vorankam. Orte gab es entlang des Weges weniger. Eher stieß man ich auf Gutshöfe und alte, zum Teil schon recht verfallene Schlösser.


In den Feuchtgebieten des River Frome


Woodsford Castle

Nach etwa 30 km erreichte ich das Hartland Moor National Nature Reserve. Das Hartland Moor wurde 1954 zum nationalen Naturschutzgebiet erklärt und ist als Gebiet von besonderem wissenschaftlichen Interesse ausgewiesen. Es handelt sich um ein großes Heide- und Moorgebiet und ist gekennzeichnet durch eine sehr reichhaltige Fauna und Flora.

Der Radweg durch das Gebiet war außergewöhnlich schön. Heide und Moor, Trocken- und Feuchtgebiete, Wald und fast steppenartige Gebiete wechselten sich ab und boten immer wieder neue Anblicken. Allerdings war der Radweg auch anstrengend, denn nicht selten verengte er sich zu einem schmalen Pfad, was mit Hänger nicht ganz einfach zu durchfahren war. Aber egal, es war traumhaft. Und es war sehr ruhig, kaum Menschen unterwegs. Klar, es gab auch wieder die obligatorischen Weidegatter, obwohl ich kein Rind ausmachen konnte. Die Gatter sind schon etwas nervig. Die Fahrstrecke durch das Moor war leider nur etwa 12 bis 15 km. Dann ging es auch schon wieder hinaus aus dem Naturschutzgebiet. Ich erreichte die Sandbanks Ferry.

Im Hartland Moor National Nature Reserve

Die Sandbanks Ferry verbindet auf eine Strecke von nur wenigen Kilometern zwei Welten – das Hartland Moor einerseits mit den Sandbanks andererseits. Die Fahrt mit der Fähre zwischen diesen beiden Welten ist sehenswert. Südlich der Fährstrecke befindet sich der Ärmelkanal, nördlich eine große Bucht bzw. ein Haff mit der Stadt Poole. Ich genoss die kurze Fahrt, bevor ich in den Trubel der Sandbanks tauchte. Die Sandbanks sind eine kleine, schmale Halbinsel oder genauer eine Nehrung, die von Bournemouth aus Haff und Ärmelkanal trennt. Dabei sind die Sandbanks so beliebt, dass die Grundstückspreise zu den höchsten der Welt gehören. Entsprechend belebt sind die Sandbanks, ganz im Gegensatz zum Hartland Moor.

Sandbanks Ferry
Sandbanks Ferry

Haff mit Poole
Haff mit Poole

Sandbanks Ferry mit Blick auf Hartland Moor
Sandbanks Ferry mit Blick auf Hartland Moor

Ich fuhr entlang der Sandbanks Beach und verließ die Halbinsel bzw. Nehrung nach wenigen Kilometern. An der Shore Road Beach erreichte ich den sehr, sehr langen Sandstrand von Bournemouth und freute mich auf eine schöne, wenn auch belebte Strecke am Meer entlang. Allerdings hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Uferpromenade am Sandstrand ist während der Urlaubszeit von 09:00 bis 18:00 Uhr für Fahrräder gesperrt. Es war Urlaubszeit, und es war um die Mittagszeit. Ich muss aber sagen, dass die sehr belebte Promenade auch ohne Verbot nicht befahrbar gewesen wäre. Ich entschloss mich, ein Stück zu schieben. Das ging trotz der vielen Menschen recht gut, aber nach 1,5 km reichte es mir und ich verließ über eine steile Straße den Strand.

Strand bei den Sandbanks
Strand bei den Sandbanks

An der Canford Cliffs Beach
An der Canford Cliffs Beach

An der Canford Cliffs Beach
An der Canford Cliffs Beach

Bournemouth Beach
Bournemouth Beach

Ich fuhr möglichst nah am Strand entlang, musste aber aufgrund der Straßenführung mit vielen Sackstraßen und Rundwegen oftmals weit ins innere von Bournemouth radeln, um meinen Weg Richtung Osten fortsetzen zu können. Erst aber der Boscombe Beach ging dann der Weg ohne Schleifen oberhalb des Meeres entlang, so dass es immer wieder tolle Ausblicke auf den Ärmelkanal gab.

An der Southbourne Beach verließ ich den Ärmelkanal und bald darauf auch den Großraum Bournemouth. Es ging rein in das nächste Naturschutzgebiet, den New Forest National Park.

Das Besondere an diesem Nationalpark ist es, das Esel und Pferde im gesamten Park frei laufen dürfen. Das betrifft auch die wenigen Orte, die im Nationalpark angesiedelt sind. Die Tiere können unbehelligt durch die Straßen trotten, was von den Autofahrern akzeptiert wird. Da wartet man halt mal, bis ein Esel sich gemüßigt fühlt, die Straße zu verlassen. Es war schon beeindruckend, mit welcher Selbstverständlichkeit Esel und Pferde diese Freiheit und das Unbehelligtsein angenommen haben. Ich fand das Klasse.

New Forest National Park
New Forest National Park mit freilaufenden Eseln und Pferden

New Forest National Park
Im New Forest National Park

Brockenhurst
Freilaufende Esel in Brockenhurst

East Boldre
Freilaufende Esel in East Boldre

Inzwischen war es später Nachmittag, und ich gab Gas, um mein Ziel zu erreichen. Allerdings – der Tage hatte noch zwei Überraschungen für mich aufgehoben.

Nachdem ich den New Forest National Park im Osten verlassen hatte, erreichte ich Hythe am Southampton Water, dem Zusammenschluss vom River Test und vom River Itchen. Ich wollte von dort aus mit der Fähre über das Southampton Water nach Süd Southampton zu meiner Unterkunft. Es gingen noch drei Fähren, um 18:10, 18:40 und 19:10. Ich hatte noch etwas Zeit und kaufte ein wenig Proviant ein. Dann kurvte ich gemütlich zur Fähre, die ich um 18:15 erreichte. Inzwischen hatte ich ca. 100 km auf dem Tacho. Nun kam die erste Überraschung: die beiden Fähren um 18:40 und um 19:10 fahren nur am Samstag. Heute war Freitag. Ich hatte das übersehen. Damit war mit 100 km noch lange nicht Schluss. Es blieb mir nichts anderes übrig, also weit in den Norden zur ersten Brücke zu fahren und dann durch das Zentrum von Southampton in den Süden der Stadt. Dies bedeutete eine Extraration von 30 km. Und das auf einer alles andere als schönen Strecke durch Hafenanlagen und Industriegebiete.

Aber egal, da muss man durch, und nach 1,5 Stunden hatte ich meine Unterkunft erreicht. Hier die zweite Überraschung. Die Unterkunft war ein Privathaus, was ok ist. Aber es gab entgegen der Aussage des Eigentümers keine Unterstellmöglichkeit für mein Gespann. Ich musste es im typischen britischen Vorgarten parkieren, so dass jeder einen wunderbaren Blick darauf werfen konnte. Zum Glück hatte ich für solche Fälle zwei Alarmanlagen dabei, die ich heute auf jeden Fall einsetzte. Die Überraschung war aber noch nicht vollständig, es gab noch einen zweiten Teil. Die Hausherrin, die normalerweise die Gäste versorgt, war nicht da. Der Hausherr, der dies übernahm, war zwar freundlich, aber doch recht spröde. „Das ist dein Zimmer, das kannst du duschen, und da kannst du morgen frühstücken.“ Das war es. Viel mehr war aus ihm nicht herauszuholen. Er verzog sich zu seinen beiden Hunden ins Wohnzimmer. Aber egal, ich nahm das Notwendiges mit hoch in mein Zimmer und hatte ja noch Proviant in der Tasche. Erwähnenswert ist vielleicht noch das Zimmer selbst. Ich schätze, es hatte maximal 10 qm. Sehr klein und kaum Platz für meine Sachen. Aber egal, ich machte Brotzeit und schlief aufgrund der extra 30 km sehr schnell ein.

No responses yet

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert