04. Juli, 67 km, 340 Höhenmeter: Von Roussillon nach Lyon Ecully

Die Etappe heute hatte zwei Gesichter. Zunächst ging es weiter an der Rhone entlang Richtung Norden durch wunderschöne Naturschutzgebiete, die zu einem kurzen Verweilen einluden. Doch dann näherte ich mich Lyon, und der Verkehr wurde immer dichter. Am Ende stand ein nicht zu steiler Anstieg nach Ecully, wo mich eine schlösschen-artige Unterkunft erwartete.

Detaillierte Reisebeschreibung: 

Nach dem Frühstück ging es zuerst mal in die Bar. Dort stand mein Gespann und wollte gepackt werden. Ich hatte inzwischen eine sehr gute Vorgehensweise entwickelt, um als rasch, stabil und aufgeräumt im Anhänger unterzubringen. So war sich sehr schnell abfahrbereit.

Nach eine herzlichen Verabschiedung von der Besitzerin schob ich mein Gespann auf einem kleinen Weg durch den Garten um das Haus. Der Garten ist sehenswert. Besonders eine „Bambus-Wand“ auf der linken Seite des Wegs hatte es mir angetan.


Bambus-Anpflanzung im Garten des Hotels L’Oree du Chateau

Nun galt es, den Rhone-Radweg wieder zu finden. Dazu musst ich zuerst Roussillon nach Norden verlassen, dann einen kleinen Berg überfahren und zum Schluss in der Rhone-Ebene zum Fluss fahren. Diese ca. 12 km bis zur Rhone waren sehr schön. Es ging entspannt durch Felder und durch kleinere Orte, und in les-Roches-de-Condrieu traf ich auf die Rhone. Ich musste den Fluss noch überqueren, und dann war ich wieder auf dem Radweg.

Die folgenden 20 km gehören für mich zum schönsten Teil des Rhone-Radwegs zwischen dem Mittelmeer und Lyon. Es ging durch ein Naturschutzgebiet, das entsprechend sehr naturbelassen ist und vor allem Vögeln als Lebensraum dient. Um die Menschen dennoch an der Natur teilhaben zu lassen, gibt es unter anderem zwei Beobachtungsstationen für Vögel.


Kleine Brücke zur Vogel-Beobachtungsstation


Vogel-Beobachtungsstation in Tupin-et-Semons

Die Vogel-Beobachtungsstationen sind aber nicht das einzigen Interessante in diesem Bereich. Die gesamte Natur in ihrer Üppigkeit ist sehenswert. Man sollte diesen Teil der Rhone sehr entspannt durchfahren und auf die Schönheiten der Natur achten,

Hier drei Fotos aus dem Feuchtgebieten aus dem Raum Condrieu zwischen Roussillon und Vienne. Condrieu gehört zum Naturpark Pilat.

Bis Vienne blieb der Weg weiter sehr abwechslungsreich und spannend, auch wenn er nicht mehr ganz so spektakulär war wie der Weg bei Condrieu.


Vienne

Vor lauter Begeisterung über die Natur hatte ich nicht bemerkt, dass sich hinter mir etwas zusammenbraute. Im Süden wurde der Himmel schwarz und schwärzer. Die dunklen Wolken zogen nach Nordost. Würden sie mich einholen oder tangieren? Noch sah es nicht ganz so kritisch aus, so dass ich einen Halt wagte, um ein kurzes Jour-Fix-Meeting mit meinen Mitarbeiterinnen durchzuführen. Dann aber nichts wie weiter. Nach 15 km merkte ich, dass die Schauer- und Gewitterwolken doch mehr nach Nordosten und weniger nach Norden zogen. Es drohte keine Gefahr mehr.

Die Gefahr kam jedoch von anderer Seite. Ich war inzwischen im Großraum Lyon angekommen, und dort ist der Rhone-Radweg noch nicht ausgebaut. Er ist zwar in den Karten eingetragen, führt aber entlang immer stärker befahreneren Straßen. Mal gab es einen Radweg, mal nicht, bis ich im dichten Verkehr von Lyon angekommen war. Ich begegnete verschiedenen anderen Radreisenden, auch einem Pärchen auf einem Tandem, die ähnlich gestresst wirkten wie ich.

Nächste Herausforderung: Mein Ziel, Ecully im Westen von Lyon, lag außerhalb des Rhone-Tals. Das bedeutete, im dichten Verkehr eine nicht hohe, aber steile Steigung hochzufahren. Zum Glück durfte man als Radfahrer in der sehr breiten Busspur fahren. Und die Busfahrer akzeptieren, dass sich in „ihrer“ Spur ein vergleichsweise kleiner Floh herumtrieb.

Endlich war ich oben und konnte mein Ziel ansteuern.  Dabei passierte ich noch ein sehr interessantes Gebäude, das Institut Paul Bocuse. Paul Bocuse ist einigen von Euch vielleicht ein Begriff. Er war ein französischer Koch, Gastronom und Kochbuchautor und wurde 1989 als der wichtigste Pionier der Nouvelle Cusine zum „Koch des Jahrhunderts“ ausgezeichnet. Entsprechend bietet das Insitut Paul Bocuse Kurse und auch ganze Lehrgänge an wie z.B. „International Hospitaltiy Management“ oder „International Culinary Arts Management“.

Endlich kam ich an meiner Unterkunft an – und staunte nicht schlecht. Ich hatte ein kleines Gebäude für mich, das fast aussah wie ein Mini-Schloss.


Unterkunft La Minauderie in Ecully

Unten befand sich eine winzige Küche und ein kleiner Essraum, oben, erreichbar durch eine enge Treppe, das Schlafzimmer und das Bad.  Von den Lichtschaltern bis zu den Tapeten und Bildern hatte man den Eindruck, in einem Schloss zu sein. Sehr modern war das WLAN, so dass ich ohne Problem noch ein Webinar durchführen konnte, bevor ich zum gemütlichen Teil des Tages überging. Morgen sollte ich dann in einem echten Schloss übernachten.

Zur Karte der Strecke

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