04. Juni, 127 km, 1140 Höhenmeter

Heute war das Ziel, die Po-Ebene südlich von Piacenza zu erreichen. Doch zuerst waren noch die Apenninen zu überwinden. Ich startete sehr früh, um 06:00 Uhr. Zuerst ging es den Weg von gestern wieder zurück – erst ein Stück abwärts, dann wieder aufwärts und zu Schluss wieder abwärts nach Pontremoli. Dann begann ein längerer Aufstieg zum Passo della Cisa.

Über den Passo delle Cisa

Der Passo della Cisa hat zwar „nur“ eine Höhe von 1041 m über dem Meeresspiegel, also nichts Besonderes, wenn man an die Alpen denkt. Dafür beginnt der Aufstieg auch deutlich niedriger, auf gut 200 m, so dass man insgesamt von Südwesten her kommend eine Höhe von ca. 800 m auf eine Strecke von 17 km zu überwinden hat. Der Weg führt dabei wie in Italien häufig entlang einer normalen Straße ohne Seitenstreifen. Da ich jedoch sehr früh losgefahren war, gehörte die Straße mir. Bis zum Passo della Cisa  kam mir ein Lieferwagen entgegen und überholte mich ein PKW. Tagsüber soll der Pass ziemlich befahren und am Wochenende von Motorradfahrern okkupiert sein. Durch die frühe Tageszeit konnte ich in aller Ruhe Höhe gewinnen und die Gegend genießen.


Blick auf Mignegno


Blick auf Poderi in der Provincia di Massa e Carrara

Am Passo della Cisa machte ich eine Pause. Noch hatten alle Souvenirläden und Restaurants geschlossen, aber die ersten Radfahrer, Wanderer und Motorradfahrer gaben sich schon ein Stelldichein. Wie so oft wurde ich auch wieder wegen meines Gespanns angesprochen. Eine Italienerin und ihr Begleiter interessierten sich dafür, wo ich herkomme und wo ich hinwolle. Die Italienerin sprach eine paar Brocken Englisch, so dass wir uns hinreichend verständigen konnten. Die Beiden waren auf Wanderung und hatten  in der Nähe des Passo della Cisa übernachtet, um nun nach Pontremoli weiterzuwandern, wo ich herkam. Allerdings, als Wanderer gibt es andere Wege als die Straße, die aber für Fahrräder nicht befahrbar sind.


Am Passo della Cisa


Kirche am Passo della Cisa

Nach einer halben Stunde machte ich mich auf den Weg in Richtung Parma, wobei Parma nicht das Ziel, sondern nur die Richtung war. Über eine Strecke von ca. 50 km ging es schwerpunktmäßig bergab. Allerdings gab es immer wieder kleinere oder auch größere Anstiege, so dass die Fahrt abwechslungsreich war. Auch die „italienische Falle“ schnappte wieder einmal zu, indem ich vom Navi auf eine Abkürzung geführt wurde, die auch tatsächlich wieder in die Hauptstrecke mündete. Diese Mündung war aber durch eine nicht überwindbare Leitplanke abgesperrt, so dass ich den gerade erklommenen Berg wieder zurück und auf der Hauptstrecke erneut in Angriff nehmen musste.

Durch die Po-Ebene in Richtung Piacenza

Bei Fornovo di Taro, ging es über den Taro, einen breiten Fluss, der aber zum Rinnsal geschrumpft war. Es folgte ein letzter Anstieg, ein letzter Abstieg, und ich war in der Po-Ebene. Zunächst ging es noch sehr grob in Richtung Parma, dann drehte der Weg nach Nordwesten in Richtung Piacenza. Nun war es sehr flach, der Apennin verschwand langsam am westlichen Horizont.


Lesignano-Palmia-Provincia-di-Parma


In der Po-Ebene nordwestlich von Parma

In Pontenure, kurz vor Piacenza, hatte ich mein Ziel, das Hotel Villa Constanza, erreicht. Nun, was mich erwarten würde, war mir noch nicht ganz klar. Das Hotel hatte mich vorab informiert, dass zwei Partys stattfinden würden und ich das Hotel gerne noch kostenlos stornieren könnte. Ich dachte, so wild kann es nicht werden und stornierte nicht.

Im Hotel angekommen war vorne heraus die Hochzeit im Gange – recht leise und problemlos. Mein Zimmer war hintenraus, von der Hochzeit hört ich nichts. Aber hinten liefen die Vorbereitungen für die zweite Party. Eine kurze Akustik-Probe zeigt mir, dass eine Techno-Party vorgesehen war – direkt unter meinem Fenster. Dieses war zwar sehr gut schallisoliert, aber die Akustik-Probe zeigte, dass die Schallisolierung den Klängen hoffnungslos unterlegen war. Es sah so aus, als ob die Party recht spät losgehen würde. Also machte ich Brotzeit, trank ein Bier und legte mich um 20:30 Uhr schlafen. Nach 127 km fiel mir das Abtauchen in die Traumwelt nicht schwer.

Um 00:30 Uhr warfen mich Technoklänge aus dem Bett. Die Party hatte begonnen. Ich versuchte, gegen die Lautstärke anzukämpfen, indem ich das Kopfkissen über die Ohren zog. Keine Chance. Ich gab den Kampf auf und lauschte den Technoklängen, die nicht wirklich meine Musik sind. Aber das monotone Bumm-Bumm-Bumm-Bumm scheint doch hypnotisierend zu wirken. Ich schlief ein und wachte nur noch zweimal auf. Allerdings war um 06:00 Uhr dann keine Chance mehr auf Einschlafen. War aber auch egal, mit dem Vorschlafen am Vorabend füllte ich mich fit und entschloss mich, auch heute wieder früh loszufahren.

Link zur Karte der Strecke

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