17. Mai, 65 km, 11 Höhenmeter
Der Tag begann mit einem Sturz. Nein, nicht mit dem Fahrrad. Ich fiel über ein Kabel, als ich einen Teil meines Gepäcks zum Fahrrad bringen wollte, das in einem alten Schuppen neben einem Traktor stand. Dabei knallte ich mit dem Rücken direkt auf den großen Reifen des Traktors. Wie hart so ein Reifen sein kann, spürte ich sofort. Im Fallen schürfte ich mir den Rücken auf. Der Abdruck des Traktorreifens war gut erkennbar. Die Schürfung war jedoch zum Glück nicht verschmutzt, da ich ja mein Fahrradhemd zwischen dem Reifen und meinem Rücken platziert hatte. Zum Glück hatte das Ganze keine Auswirkungen auf die Weiterfahrt.
Ich ging zurück ins Zimmer, wo ich erst einmal mein Fahrradhemd wusch und mit kaltem die Schürfwunde kühlte. Dann führte ich noch ein Webinar durch, so dass mein Hemd halbwegs trocknen konnte. Ein Ersatzhemd aus dem Anhänger wollte ich nicht holen. Nach einer Stunde zog ich das feuchte Fahrradhemd über und verließ die etwas seltsame Unterkunft. Dabei schaffte ich es doch noch, dem mürrischen Besitzer oder Mitarbeiter ein Lächeln zu entlocken, indem ich im kauderwelschartig andeutete, dass mir das fröhliche Gackern der Hühner im Hof gut gefiel. Vielleicht dachte er aber auch nur, der Deutsche spinnt.
Nach einer halben Stunde war noch einmal Geschäftliches angesagt. Ich hielt mit meinen Mitarbeiterinnen den Jour Fix, den ich von Montag auf Dienstag verschoben hatte. Irgendwo in einem kleinen Dorf war ich über das Handy mit den Mitarbeiterinnen verbunden, und wir besprachen die wichtigsten Dinge. Danach ging es weiter, immer noch durch gleiche Gegend, die sich noch nicht verändern wollte.
Die Lagunenlandschaft Valli di Comacchio
Allerdings habe es in der Mitte der Strecke auch ein echtes Highlight, die von der UNESCO als Welterbe anerkannte Lagunenlandschaft Valli di Comacchio. Ich radelte an der größten der Lagunen entlang, die links von mir lag, während sich rechts der Straße ein Kanal befand. Das Ganze zog sich über viele Kilometer und vermittelte den Eindruck, als ob die Straße mitten durch einen See geht. Ich hätte diesen Weg noch stundenlang fahren können, denn obwohl es auf den ersten Blick langweilig war, konnte man auf den zweiten Blick viele Schönheiten entdecken – Vögel, z.B. Flamingos, eine vielfältige Pflanzenwelt, Eidechsen am Wegrand, und vieles mehr.
Lagunenlandschaft Valli di Comacchio
Lagunenlandschaft Valli di Comacchio
Lagunenlandschaft Valli di Comacchio
Im Laufe des Vormittags wurde es richtig heiß und brennend. Die Landwirte fuhren die großen Bewässerungsgeschütze auf, und auch ich traf Vorkehrungen, indem ich eine Windjacke und eine Regenhose überzog, um mich – trotz Sonnencreme – zu schützen.
Bewässerungskanone
Die Unterkunft und ihre tollen Gastgeber
Am frühen Nachmittag kam ich bei der nächsten Unterkunft, dem La Milzetta B&B in Russi, an. Von außen sah das Gebäude aus wie ein Kasernengebäude. Aber dahinter verbarg sich ein schöner Garten, und – viel wichtiger – total nette Besitzer. Die Besitzerin sah mich schon kommen und winkte vom Fenster mit einem fröhlichen „Salve“ zu mir herunter. Ich schob mein Gespann in den Hof, und der Besitzer kam heraus und zeigte mir, wo ich das Fahrrad platzieren konnte. Es war, so hatte ich den Eindruck, seine Werkstatt, auf die er mächtig stolz war. Und ich war stolz, dass ich mein Gespann da reinstellen durfte.
Das B&B La Milzetta in Russi – unscheinbar, aber ein Juwel
Zunächst bezog ich mein Zimmer und war erfreut über dessen Großräumigkeit. Später setzte ich mich in den Garten. Der Besitzer brachte mir ein Glas Weißwein und eine „Kleinigkeit“ zu essen: Schinken, Käse, kleine Brötchen, scharfe eingelegte Tomaten und Chips. Später brachte er mir ein zweites Glas Weißwein und Schinkenbrote. So hatte ich noch einen netten und angenehmen Abend im Garten des Hotels mit netten Gesprächen vor allem mit ihm, zum Teil aber auch mit ihr. Sehr zufrieden ging ich schlafen.
Tagesabschluss
Den Hammer des nächsten Tages muss ich Euch aber jetzt schon verraten: für den Weißwein und das Essen wurde nichts, ich betone: nichts!, berechnet. Aber auch ohne diese Überraschung kann ich das La Milzette B&B auf jeden Fall empfehlen,
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