11. Mai, 100 km, 602 Höhenmeter

Heute erwartete mich eine spektakuläre Fahrt auf dem Alpe Adria Radweg. Für die Wanderfreunde unter uns: es gibt auch noch eine andere Strecke zum wandern, den Alpe Adria Trail, der weiter im Osten durch Slowenien geht. Den Alpe Adria Radweg bin ich schon vor drei Jahren gefahren, allerdings in umgekehrte Richtung, von Italien nach Österreich.

Aber von Anfang an. Ich verabschiedete mich von den Holländern und machte mich bei besten Wetter auf den Weg. Die Sonne war gutgelaunt und schien den ganzen Tag fröhlich vom Himmel. Zunächst ging es von Nötsch über Freistritz an der Gail zur italienischen Grenze. An der Grenze traf ich auf den Alpe Adria Radweg. Zunächst war Anstrengung angesagt. Der Weg ging zum Teil sehr steil bergauf, bis er irgendwann übergeht in eine alte Bahntrasse, die zum Radweg umgebaut worden war. Und hier begann das Spektakel.


Alpe Adria Trail

Es ging vorbei an alten Bahnhöfen, die zum Teil verfallen sind, zum Teil aber sehr nett als Restaurants oder Cafés hergerichtet wurden. Zunächst stieg die Strecke gleichmäßig und sanft an, um dann ebenso gleichmäßig und sanft nach Italien hin abzufallen. Die ganze Strecke boten sich spektakuläre Ausblicke auf die Berge oder auch hinunter ins Tal.


Blick auf Dogna


Verlassener Bahnhof von Resiutta


Alter Bahnhof von Chiusaforte

Ganz besonders faszinierend waren die vielen Tunnels, die ich nicht mehr gezählt habe. Ich schätze mal, es waren 20 bis 30. Einige der Tunnels waren so lang, dass es im Mittelteil richtig kalt wurde, zumal es inzwischen außerhalb der Tunnels heiß geworden war. Wieder andere hatten eine Beleuchtung, die sich abschnittsweise über einen Bewegungsmelder einschalten. Das klappte aber nicht immer, so dass man phasenweise Beleuchtung hatte, phasenweise auch nicht. Eigenes Licht war angesagt. In einem Tunnel schließlich gab es gar kein Licht. Es war dunkel und kalt und nass, und die Nässe schluckte das eigene Licht, so dass man fast nichts mehr sah. Insgesamt hatte ich den Eindruck, in einem Freizeitpark oder in einer Geisterbahn zu sein.


Tunnel auf dem Alpe Adria Trail

Im Tunnel

Auf halben Weg machte ich eine Rast mit Brotzeit, als ein Österreicher ankam, der auch einen Hänger hatte. Ich hatte ihn zuvor schon in einem Bistro im letzten Ort beim Vorbeifahren gesehen. Er hielt bei mir an und fragte, ob ich eine Luftpumpe für Autoventile hätte. Ein Rad seines Hängers wäre platt. Hatte ich in der Tat, sogar eine sehr gute Luftpumpe, die mir Tobias, der Schwiegersohn meiner Frau besorgt hatte. Diese Luftpumpe kam jetzt erstmals zum Einsatz. Der Österreicher baute das Rad ab und holte den Schlauch aus dem Mantel. Das Loch war schnell gefunden. Es war ein kleiner Riss. Problem: Der Mantel war total abgefahren und zum Teil porös. Der Österreicher flickte beides, Schlauch und Mantel, bedankte sich für meine Hilfe und fuhr weiter.


Brotzeit

Ich beendet meine Brotzeit und machte mich ebenfalls auf den Weg. Es dauert nicht lange, und ich hatte ihn wieder eingeholt. Das Rad war wieder platt und eierte, dass einem Angst und bange werden konnte. „Ich fahre jetzt einfach weiter, und wenn der Hänger aus dem Leim geht, werfe ich ihn weg.“ Später begegnet ich ihm noch ein drittes Mal, als ich stehen geblieben war, um meine Arme mit Sonnencreme zu versorgen. Wie immer etwas spät, ein Sonnenbrand machte sich schon bemerkbar.

Später ging der Weg durch Venzone, eine altes, sehr pittoreskes Städtchen. Falls Ihr mal den Alpe Adria Trail fahren solltet – unbedingt ansehen.


In Venzone

Dann wurde s noch einmal spektakulär. Es ging aus den Alpen hinaus. Die Südseite der Alpen sieht dabei anders aus als die Nordseite. Im Norden gehen die Alpen über in das schwäbisch-bayerische, hügelige Voralpenland. In Italien wird es schlagartig flach. Eben noch in den Alpen, fährt man plötzlich im Flachland. Und so waren die letzten ca. 20 km eine sehr flache Angelegenheit, während im Hintergrund die Alpen immer noch gut sichtbar waren.


Hinaus aus den Alpen

Ich erreichte meine Unterkunft, das Agriturismo San Floreano via Spiedules, welches von einem älteren, sehr freundlichen, aber etwas eingefahrenen Ehepaar geführt wird. Zur Begrüßung gab es erst einmal ein Glas Wein, und dann die Menüauswahl für den Abend. Mein Zimmer hatte ein Tür direkt ins Freie, und so konnte ich mein Fahrrad mit Hänger quasi 2 m vom Bett entfernt platzieren. Beim Abendessen war noch ein zweiter Gast anwesend, eine Österreicherin, die ebenfalls auf Fahrradtour ist. Wir fachsimpelten noch ein wenig über Fahrradtouren und über dies und das, bevor ich schlafen ging. Am anderen Tag war ja wieder Arbeit angesagt.


Zimmer mit Fahrrad

Morgen geht es Richtung Mittelmeer

Link zur Karte der Strecke

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