01. Mai, 83 km, 352 Höhenmeter: Von Heppenheim an der Bergstraße nach Eppingen
Wer sich am Vortag abmüht, darf am nächsten Tag die Ernte einfahren. Und so startete die dritte Etappe mit einem Downhill Race (Abfahrsrennen) vom Gasthof, in dem ich übernachtete, in die Rheinebene, ca. 200 Höhenmeter. Nun ja. Downhill war es wohl, aber vom Race leider keine Spur. Die Straße war so schlecht, dass mein Hänger sicher mehr hinterher geflogen wäre als hinterher gefahren. So musste ich die Strecke von Ober-Laudenbach bei Heppenheim nach Laudenbach mehr bremsen als es rollen lassen.
![]() |
![]() |
![]() |
Detaillierte Reisebeschreibung:
Der Mann mit dem Kettenöl
Unten ging es dann recht eben über Weinheim nach Heidelberg weiter. Allerdings begann meine Kette immer nachdrücklicher zu quietschen. Das Gequietsche nahm Auswüchse an, dass ich schon ein Festfressen befürchtete. Vielleicht wurde da bei der Wartung etwas vergessen. Woher nun am Sonntag Kettenöl bekommen, ohne im Fahrradladen einzubrechen? Ich überlegte noch, ob ich es bis Eppingen schaffen würde, als ich den Gemüsebau Schlickschupp passierte. Dort standen viele, allerdings sehr alte Fahrräder herum. Da muss es doch Öl geben. Ich setze zur Bohrung an und erwischte auch – vermutlich – den Chef. „Klar haben wir Öl, auch Kettenöl für Fahrräder“. Er brachte mir eine Sprühflasche, und hurtig hatte ich die Kette „entquieckt“. Weiter ging es nach Heidelberg.
Heidelberg, die Kopfsteinpflaster-Stadt
Heidelberg hat ein Schloss. Und viele, vor allem Amerikaner, haben ihr Herz in Heidelberg verloren. Ich finde Heidelberg auch toll, bin immer wieder gerne hier. Aber mit Hänger ist es eine Tortur. Das Zentrum ist ein Eldorado für Kopfsteinpflaster-Fans. Mich mit meinem Hänger, der mir ansonsten wirklich gute Dienste leistet, hat das sehr genervt. Schade, so konnte ich die schöne Stadt gar nicht so richtig genießen. Allerdings gab ich mir auch keine rechte Mühe, denn ich kenne Heidelberg aus meiner Zeit aus Eppingen sehr gut.
Heidelberger Schloss im Dunst
Nach Heidelberg ging es am Neckar entlang nach Neckargmünd. Ich wählte aus Zeitgründen die schnelle Strecke über die Bundesstraße, und war erstaunt. Von Heidelberg bis fast nach Neckargmünd war eine der vier Autospuren komplett durch Betonpoller abgetrennt für Fahrradfahrer. So war die Fahrt nach Neckargmünd, auch wenn sie entlang der Bundesstraße führte, ein Genuss.
1899 Hoffenheim
Ab Neckargmünd ging es an der Elsenz entlang Richtung Eppingen. Dabei war 1899 Hoffenheim sehr präsent. Für die, die es nicht kennen. 1899 Hoffenheim ist ein Bundesligaverein im Fußball, der vom SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp gefördert wurde und wohl immer noch wird. Zunächst begegnete ich 1899 Hoffenheim in Zuzenhausen, wo ein formidables Sportzentrum steht, dass unter anderem 1899 Hoffenheim als Trainingsgelände dient. Dann ging es durch den Ort Hoffenheim. Links oben sind die Flutlichtmasten des alten Hoffenheimer Stadions zu sehen. Und zu guter Letzt der Höhepunkt in Sinsheim, die Rhein-Neckar-Arena oder auch PreZero Arena, das Fußballstation von 1899 Hoffenheim. Als ich noch in Eppingen lebte, habe ich den Bau der Arena miterlebt, lag er doch an meiner 40-km-Standard-Fahrradrunde. Da hängt man dann schon irgendwie dran. Liebe Hoffenheim-Gegner, bitte jetzt keine Grundsatzdiskussionen über den Retorten-Verein 1899 Hoffenheim. Das ist hier nicht das Thema.
Stadion von 1899 Hoffenheim
Eppingen, die Fachwerkstadt mit Pfiff, und eine nette Begegnung
Die Strecke von Sinsheim nach Eppingen über Reihen (wo ich mich an der gleichen Stelle wie früher verfuhr), Ittlingen und Richen ging es in die Stadt, in der ich von 2002 bis 2012 lebte. Inzwischen schien auch die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Fast wie zur Begrüßung. Es hat sich einiges verändert in Eppingen, aber nicht sehr viel. Der Charme der Fachwerkstadt hat mich gleich wieder gepackt, und so war ich sehr froh, dass ich in der Wilden Rose gebucht hatte. Die Wilde Rose gehört zum Baumannsche Haus, das ein herrliches Fachwerkhaus ist. Das Hotel und das zugehörige Restaurant „Wirtskeller St. Georg“ im Keller des Baumannschen Hauses betreiben die sympathischen Brüder Shala, die ich schon aus meiner Eppinger Zeit kenne. Leider, leider hatte das Restaurant heute geschlossen. Doch in jeder Enttäuschung liegt eine Chance.
Marktplatz in Eppingen
Ich ging daher zum Helget’s unweit des Markplatzes zum Essen, für Alteppinger, der früher Zornikel. Da ich alleine an einem großen Tisch saß, frage mich eine Frau, ob sie sich mit ihrer Familie dazusetzen darf. Familie waren sie, ihr Mann, und zwei Söhne im Alter von 14 und vielleicht 11. Die Unterhaltung mit dieser sehr sympathischen Familie entschädigte um ein Vielfaches für den geschlossenen Wirtskeller St. Georg. Es hat mir viel Spaß gemacht, mich mit Vater und Mutter zu unterhalten und die Jungs zu erleben, die trotz einer 13-km- (oder waren es 15 km) Wanderung gut drauf waren. Liebe unbekannte Familie, falls Ihr das lesen solltet, Ihr wart mein Highlight des heutigen Tages.
Morgen geht es weiter nach Weinstadt bei Waiblingen.
Weiter Bilder:
Neckarschleuse bei Heidelberg
Verkehrsmuseum Sinsheim
Fahrradweg im Kraichgau
Baumblüte im Kraichgau
No responses yet