29. Juli 2020 – 75 km – 1.640 Höhenmeter
Dieser Tag hatte zwei Pässe für mich vorgesehen. Und kaum bei der Hoteltür draußen begann auch schon der Anstieg zum ersten Pass, dem Oberalppass mit einer Passhöhe von 2046 m. Hört sich schwieriger an als es ist, aber der Ausgangspunkt waren schon 1450 m, die Höhenlage von Sedrun, so dass es „nur“ ca. 600 Höhenmeter waren. Wie bei Pässen üblich musste ich auf der Straße fahren, einen Radweg gab es nicht. Aber es war noch sehr wenig Verkehr, und die meisten PKW- und Motorradfahrer waren rücksichtsvoll gegenüber den vielen Radfahrern. So ging es zügig den Berg hinauf, und bald hatte ich die Passhöhe erreicht. Etwas überraschend erwartete mich dort oben ein roter Leuchtturm wie er auch in Friesland stehen könnte. Auf dem Pass war schon relativ viel Betrieb, da von hier aus Seilbahnen weiter in die Höhe führen. Auch ist der Oberalppass Haltestelle der spektakulären der spektakulären Matterhorn-Gotthard-Bahn.
Ich hielt mich nicht lange auf, sondern machte mich gleich an die Abfahrt nach Andermatt, das wie Sedrun auf ca. 1450 m Höhe liegt. Somit konnte ich es 600 Höhenmeter Rollen lassen. Allerdings – einfach Rollen geht so nicht, denn mit dem vielen Gepäck sollte man nicht zu schnell werden, damit man den ganzen Transport auch wieder abbremsen kann. Ich achtete darauf, nicht schneller als 40 km/h zu werden.
In Andermatt, am Ende des Ortes, den Furkapass in der Ferne schon vor Augen, war erst einmal eine frühe Mittagspause mit Laden des Akkus angesagt. Nach einer Teufelswurst, die bei weitem nicht die angekündigte Schärfe hatte, ging es weiter Richtung Furkapass. In Realp könnte man auch in den Zug steigen und durch den Tunnel unter dem Furkapass duchfahren. Aber wenn man schon eine „Alps Challenge Tour“ fährt will man auch hinauf.
Kurz nach Realp begann auch schon der Anstieg. Es war phasenweise trotz E-Unterstützung schon heftig, eine „Viecherei“, wie mein Vater gesagt hätte. Der Verkehr war hier schon mehr als am Oberalppass, aber noch erträglich.
Auf halber Höhe dann etwas Seltsames: ein Straßenschild „James Bond Str„. James Bond am Furkapass? Da musste ich stehenbleiben und nachlesen. In der Tat waren hier am Furkapass Autoszenen für den Film „James Bond – Goldfinger“ gedreht worden. Natürlich gab es auch eine Einspielung der James-Bond-Musik, mitten am Furkapass.
Nach einigen weiteren Serpentinen wurde der Weg geradlinig und weniger steil. Er zog lange an einer Felswand entlang, und in der Ferne war auch schon die Passhöhe zu sehen. Ich musste noch den Akku wechseln, dann ging es auch schon weiter zum höchsten Punkt des Furkapasses auf 2436 m. Das waren noch einmal knapp 1000 Höhenmeter von Andermatt aus gerechnet. Ich hielt mich nicht länger auf, denn das Besondere am Furkapass kam 2 km später – der Rhone-Gletscher und die Rhone-Quelle. Dieser Gletscher ist schon beeindruckend, auch wenn der Klimawandel kräftig an ihm genagt hat. Und genauso beeindruckend ist der kleine See, aus dem die Rhone mit einem fulminanten Wasserfall entspringt. Inn – Rhein – Rhone. Ich hatte also eine weitere Wasserscheide überfahren.
Die Rhone sollte mich noch länger begleiten und war schon bei der spektakulären Abfahrt immer an meiner rechten Seite. Über enge Serpentinen ging es hinunter nach Gletsch und dann weiter nach Oberwald, wo auch die Eisenbahn wieder aus dem Berg kam. Ab Oberwald war dann wieder ein eigener Radweg entlang der Rhone angelegt, so dass ich ohne besonderen Vorkommnisse nach Reckingen weiterfahren konnte.
Dort erwartete mich eine ärgerliche Überraschung. Das Hotel war ausgebucht, und ich musste in ein anderes Hotel ausweichen, das der Hotelchef schon organisiert hatte. In dem zweiten Hotel war das Einzelzimmer so klein, dass man sich kaum umdrehen konnte. Es war zwar auch deutlich preiswerter als das eigentliche Hotelzimmer, aber was hilft es, wenn man in der Besenkammer schläft. Nach den beiden Pässen hatte ich aber keine Lust mehr, auf Hotelsuche zu gehen. Und so blieb ich in der preiswerten Besenkammer. Der Chef des Hotels, das den Fehler produziert hatte, lud mich als Entschädigung zu einem viergängigen Abendmenü mit Wein ein. Damit war der Faux-Pas vergessen.
Outdooractive-Karte zur Etappe
![]() Haus in Sedrun |
![]() Oberalppass – Passhöhe |
![]() Realp – Anstieg zum Furkapass |
![]() Furkapass |
![]() Furkapass – Passhöhe |
![]() Am Furkapass |
![]() Rhonegletscher am Furkapass |
![]() Rohne mit Blick zum Furkapass |
![]() Häuser in Goms-Reckingen |
![]() Brücke in Goms-Reckingen |
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