09. Juni 2024, 100 km, 193 Höhenmeter: Von Emmerich nach Zaltbommel

Heute war ein Tag, deutlich anstrengender als der Vortag. Der Westwind wehte noch heftiger, mit Böen bis zu 45 km/h. Und ich fuhr ziemlich genau Richtung Westen, von Emmerich rein in die Niederlande, durch Nijmegen und dann immer weiter bis Zaltbommel. Nur ein kurzes Stück ging es auch mal nach Südwesten. Die Strecke, landschaftlich sehr schön, wurde zum Schluss ein Kampf gegen den Wind. Die Kapazitäten meines E-Bikes habe ich voll ausgeschöpft – normalerweise fahre ich fast nur im Eco-Modus, zum Schluss reichte nicht einmal der Tour-Modus. Ich schaltete auf den Sport-Modus, der vorletzten Stufe, nur noch getoppt vom Turbo-Modus. Und dennoch war ich fertig mit der Welt, als ich in Zaltbommel angekommen bin. Es ging echt an die Sustanz, und das sind dann die Situationen, wo man sich fragt, warum man sich das antut.

Detaillierte Reisebeschreibung: 

Da der Wind wie üblich im Tagesverlauf heftiger werden sollte, wollte ich relativ früh losfahren. Auf das Frühstück um 8:00 Uhr verzichtet ich, damit ich um 7:30 Uhr auf die Piste kam. Allerdings hatte ich die Rechnung ohne die Wirtin gemacht. Sie sicherte mir am Vorabend zu, dass um 7:30 Uhr ganz sicher jemand da wäre, der mir den Schlüssel zu meinem Gespann geben würde. Also stand ich um 7:30 Uhr an der Rezeption – niemand war da. Nur die Frühstücksbrötchen waren vom Becker zuverlässig abgestellt. Ich klopfte an die Bürotür, ich rief, nichts. Ich rief auf der Festnetznummer an, die im Internet steht. Im Büro läutete das Telefon, aber wenn niemand da ist, geht auch niemand ran. Es wurde 7:45, niemand kam. Es wurde 7:50 – und ich entdeckte eine Handynummer auf einem verstohlen an der Wand hängenden Zettelchen. Ich rief an. Eine weibliche Stimme meldete sich ausgeschlafen und freundlich. Ich klagte mein Leid, und sie versprach, in 3 Minuten da zu sein. Sie war in 2 Minuten da. Endlich konnte ich mein Gespann aus der Garage schieben und packen. Um 08:15 ging es los. Der Wind begann zu blasen.

Nach einem kurzen Stop beim Bäcker führte mich der Weg über die gleiche Brücke wie gestern, die Rheinbrücke Emmerich am Rhein,  auf die andere Rheinseite, von der ich gestern Abend gekommen war. Nach der Brücke bog ich nach rechts ab, nach Westen, in den Wind. Unabhängig vom Wind machte ich schon bald eine kleine Pause, und zwar an der Griethauser Eisenbahnbrücke über den Griethauser Altrhein. Sie ist die älteste, noch erhaltene Brücke der Bahn und steht unter Denkmalschutz. Wie schon tags zuvor die Hubbrücke Rheinprußenhafen ist sie nicht mehr befahrbar. Ist aber nicht so schlimm gewesen, ich wollte die Rheinseite nicht wechseln, sondern nur kurz frühstücken.       


Rheinbrücke Emmerich am Rhein


Griethauser Eisenbahnbrücke


An der Griethauser Eisenbahnbrücke

Weiter ging es durch schöne Rheinauen bzw. Altrheinauen mit Pferdekoppeln links und rechts der Straße. Später kam ich an den Skulpturen „Menschenskinder“ vorbei und bemerkte, dass der Radweg exzellent geworden war. War ich vielleicht schon in den Niederlanden? Kurz darauf passierte ich das Restaurant „De Thornsche Molen“. Und ja, das Radfahren war zum Genuss geworden. Das sollte sich auch nicht ändern. Ich erlebte im Weitern nur wenige Radwege, die nicht gut in Schuss waren. Die meisten waren top. Allerdings hielt sich er Genuss noch in Grenzen. Ihr wisst, warum. Der Wind trug nun Sturmböen mit sich.    


Pferdekoppel am Altrhein


Pferdekoppel am Altrhein


Skulpturen „Menschenskinder“


Radweg in den Niederlanden

Bald schon erreichte ich mit Nijmegen die erste niederländische Stadt und beobachtete das sonntägliche Treiben am Rhein. Der Wind war hier im Ort etwas schwächer, aber nur um westlich von Nijmegen um so heftiger zu blasen. Bevor es wieder in die freie Fläche ging, sah ich in Weurt, westlich von Nijmegen eine Gartenzwergarmada, die deutschen Gartenzwergfreunden echten Konkurrenz macht.  


In Nijmegen


In Nijmegen


In Nijmegen


Schleuse nach Nijmegen


Gartenzwerg-Garten

Eigentlich wäre der Weg sehr schön gewesen, immer auf einem Deich des Rheins, oder genauer der Waal, wie der Rhein hier heißt, entlang. Aber dann kam zum Wind auch noch eine längere Umleitung, weil der Deich mit dem Radweg ausgebessert wird. Dem Wind war das egal. Als es endlich wieder auf den Damm ging, gab es die erste kleine Panne – die Kette sprang vom Zahnkranz. Eigentlich nicht weiter schlimm, aber da sich die Kette etwas verklemmt hatte, musste ich doch das Werkzeug auspacken.  


Auf dem Weg nach Zaltbommel


Auf dem Weg nach Zaltbommel

Nun begann der große Kampf gegen den Wind. Die Sturmböen zerrten an mir und an meinem Hänger, dass ich ohne e-Unterstützung echte Probleme bekommen hätte. So schaltete ich die e-Unterstützung auf die oben erwähnte Sport-Stufe und kämpfte mich nach Westen. Ich passierte Zaltbommel und den Ortsteil von Gameren, in dem sich meine Unterkunft befand.


In Zaltbommel

Diesmal war die Unterkunft ein Bed and Breakfast von privat mit nur einem Zimmer, aber separatem Eingang. Über einen Code kam ich an den Schlüssel und konnte den Raum betreten. Er war groß und geräumig, für eine Nacht ok. Später kam noch die Besitzern und frage mich, ob ich morgen Frühstück wolle. Aufgrund der unklaren Wetterprognose wollte ich mir offenhalten, ob ich nicht sehr früh losfahre und verzichtete auf das Frühstück.

Eigentlich hatte ich noch Hunger, aber es war Sonntag, das einzige Restaurant in Gameren hatte geschlossen und nach Zaltbommel wollte ich nicht mehr zurückfahren. Ich war komplett k.o. wie noch nie auf meinen Touren und stellte mir die Sinnfrage. Warum mache ich das alles? Sollte ich mich nicht morgen einfach auf das Fahrrad setzen und mir Rückenwind nach Hause fahren? Ich war ziemlich frustriert, aber auch so kaputt, dass ich nur noch ins Bett fiel und die Sinnfrage offen ließ.

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